Stadt.Land.Klima!
Die Vergleichsplattform für kommunalen Klimaschutz
erschienen im Parents-Newsletter #35 (Juli 2024)
Stadt.Land.Klima! Was klingt wie ein Spiel aus dem letzten Jahrhundert, ist ein neues bewegungsübergreifendes Projekt mit Fokus auf Klimaschutz im kommunalen Kontext. Das Herzstück dieses Portals ist ein einheitliches Ranking der Kommunen in Deutschland hinsichtlich ihres Fortschritts bei kommunalen Klimaschutzmaßnahmen. Grundlage ist nicht eine CO2-Bilanzierung, sondern eine Bewertung auf Basis eines einheitlichen Maßnahmenkatalogs.
Die Bewertung der kommunalen Klimaschutzaktivitäten erfolgt in den klassischen Sektoren sowie dem zusätzlichen Sektor Klimaschutzmanagement. Es wird überprüft, ob die Stadt die notwendigen Voraussetzungen für die Umsetzung von Klimaschutzzielen schafft. Der Maßnahmenkatalog kann in nur wenigen Stunden ausgefüllt werden und unterscheidet sich dadurch auch von detaillierteren Tools wie z. B. dem LocalZero Monitoring (siehe auch LocalZero – Beispiel Dresden in NL#32).
Stadt.Land.Klima! wird bundesweit von Fridays For Future gemeinsam mit Engineers For Future, Creatives For Future, LocalZero und einigen weiteren Organisationen entwickelt und verantwortet. Das Portal ist zugleich als "erster Anlaufpunkt" für kommunale Initiativen konzipiert. Es unterstützt die lokale Vernetzung, stellt das gesammelte Wissen und die hilfreichsten Tools der Klimabewegung bereit. Auf Basis des Rankings können Gespräche mit Kommunen und Versorgungsbetrieben geführt werden, der Blick und Verweis auf erfolgreiche Kommunen soll Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Weitere Details findet ihr unten am Beispiel von Singen und auf der Webseite von Stadt.Land.Klima!
Ihr möchtet als Lokalteam mitmachen, am Projekt oder im Verein mitarbeiten oder habt Fragen? Dann kontaktiert uns gerne: info@stadt-land-klima.de
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Beispiel Singen
People for Future (P4F) Singen/Radolfzell haben sich bereits in der Pilotphase als Tester für die Bewertung ihrer Kommune beteiligt. Sie erläutern im Folgenden, wie das Rating am Beispiel Singen erfolgt ist und welche Erfahrungen sie bisher gemacht haben.
Die Bewertung der kommunalen Klimaschutzaktivitäten erfolgt in den Sektoren Energie, Wärme, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und Klimaschutzmanagement. Für jeden Sektor werden bis zu zehn „Maßnahmen im Detail“ aufgelistet (siehe Beispiel „Gebäude & Wärme“). Zu deren Bewertung gibt es detaillierte Erläuterungen, Bewertungskriterien mit Beispielen sowie Hinweise, wie man an die entsprechenden Informationen gelangt, damit die Einschätzung möglichst objektiv und vergleichbar erfolgen kann. Sind die insgesamt 30 Maßnahmenrankings für die Kommune durchgeführt, erhält man eine visuell sehr ansprechende – wenn auch oft inhaltlich schockierende – Infografik (siehe Abb.).
Der Aufwand, der für das Maßnahmenranking aufgebracht werden muss, ist auch für Laien überschaubar. Für Singen beispielsweise (48.000 Einwohner) konnte eine Person alle Maßnahmenrankings in etwa sieben Stunden allein bearbeiten. Die Information waren leicht auf den Seiten der Stadt und des Energieversorgers zu finden. Für größere Städte ist es sinnvoll, sich die zu bewertenden Maßnahmen in einer kleinen Gruppe aufzuteilen.
Wie konnten die Ratings in Singen genutzt werden?
Die ersten Erfahrungen mit der politischen Nutzung der Maßnahmenratings waren eher gemischt. Ein Meeting mit dem Stab für Klimaschutz mit dem Ziel, die Ratings zu besprechen und Kontakte mit anderen Kommunen aufzunehmen, um von deren Erfahrungen zu lernen, hatte keine direkten Ergebnisse gebracht. Es wurde darauf verwiesen, dass es bereits Kontakte zu und einen regen Austausch mit anderen Kommunen gäbe. Zudem seien die Ratings nicht alle korrekt, da die Informationen zum Klimaschutzkonzept auf der Webseite der Stadt nicht permanent auf den aktuellen Stand der täglichen Arbeit gebracht werden. Für den nächsten Schritt, den Katalog mit der Klimaschutz-Abteilung durchzugehen, waren lt. deren Angabe keine Ressourcen – und kein Interesse – vorhanden.
Fazit für Singen
Es ist sicherlich wichtig, die Kommunen bezüglich ihrer Klimapolitik zu erfassen und auch zu hinterfragen. Singen könnte ein Negativ-Beispiel bezüglich der Bereitwilligkeit zur Zusammenarbeit mit P4F oder anderen Kommunen sein – trotzdem gibt das Tool einen guten Einblick, wo die Kommune bundesweit im Vergleich steht. Eine Schwachstelle, so die Erfahrung in Singen, ist, dass bei der Nutzung des Tools auf die Korrektheit und Aktualität der Informationen auf den Webseiten der Stadt und des Energieversorger vertraut werden muss. Ein großer Pluspunkt ist die sehr anschauliche Infografik mit dem Rating für die einzelnen Sektoren. Diese kann auf Events der P4F, bei Meetings mit der Stadt oder auf Social Media sehr wirksam eingesetzt werden.
Karin Eckmann, People for Future Singen
Wolfgang Schöllhammer, Newsletter-Team
PS: Hier gibt es eine Kurzversion Klimachecke deine Kommune.