Fast Fashion (Teil 2) - Was können wir tun?
erschienen im Parents-Newsletter #39 (März 2025)

Im letzten Newsletter wurde "Die dunkle Seite der Textilproduktion" beschrieben – mit all den negativen und zerstörerischen Auswirkungen auf die Menschen, die Natur und auf das Klima. Unübersehbar ist dabei, dass die Ausbeutung von menschlicher Arbeitskraft und natürlichen Ressourcen eng miteinander verwoben sind. Wenn wir also nach Lösungen aus dem "Textil-Dilemma" suchen, dürfen wir die Arbeitsbedingungen nicht außer Acht lassen. Wie bei vielen Klimaschutzmaßnahmen brauchen wir daher gerade für die Textilbranche weltweite Veränderungen und länderübergreifende Regelungen, die die Lebensbedingungen in den produzierenden Ländern mit im Blick haben. Im Folgenden wollen wir einige Ansätze vorstellen, die zum Mitmachen, Unterstützen oder Nachahmen anregen sollen.
Clean Clothes Compaign
1989 gründete sich in den Niederlanden eine Initiative mit dem Namen "Schone Kleren Campagne". Ziel war die Unterstützung und der Schutz der in der Textilbranche Beschäftigten weltweit vor Ausbeutung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Daraus entwickelte sich eine internationale Kampagne, die einen grundsätzlichen Wechsel der Modebranche anstrebt.
Heute verbindet die internationale Clean Clothes Campaign (CCC) mehr als 200 Akteure aus 45 Staaten. Dazu gehören Vereine, die von Menschen gegründet wurden, die Heimarbeit leisten, Basisgewerkschaften, Frauenorganisationen, Gewerkschaften sowie Organisationen, die sich mit Arbeitsrecht und Verbraucherschutz beschäftigen. Seit 2019 gibt es vier regionale Netzwerke in Europa, Südost-, Südwest- und Südasien, über die die gemeinsamen Aktionen international koordiniert werden.
1996 gründete sich die deutsche Initiative als Untergruppe der Clean Clothes Campaign mit dem Namen Kampagne für Saubere Kleidung. Ihr Ziel ist es, die Arbeitsrechte in der globalen Bekleidungsindustrie zu verbessern. Auf ihrer Website beschreiben sie ihre Aktionen so: "Wir klären Bürger*innen auf, drängen Unternehmen, mehr Verantwortung für ihre globalen Wertschöpfungsketten zu übernehmen und rufen die deutsche Regierung dazu auf, Gesetze zu verabschieden, die Menschenrechtsverletzungen durch deutsche Unternehmen verhindern."
Vom 21. bis 23. April 2025 findet ein Aktionstreffen in Leipzig statt.

Grüne Mode
Was ist eigentlich grüne Mode? Worauf kommt es an? Die gemeinnützige Romero-Initiative hat auf ihren Internetseiten ausführliche Informationen zusammengestellt, die bei einem kritischen Textileinkauf hilfreich sein können. Dem Verein geht es dabei um "ethische Kleidung". Mit diesem Begriff verbinden sie sowohl ökologische als auch soziale Aspekte bei der Herstellung und dem Erwerb von Textilien. Welche Aspekte eine "grüne Mode" ausmacht, wird hier ausführlich dargestellt. Zudem gibt es zahlreiche Tipps für eine Veränderung im Konsumverhalten und einen Label-Checker. Dieser vereinfacht es, im "Label-Dschungel" eine Orientierung zu bekommen bei dem anspruchsvollen Versuch, vor dem Einkauf in Erfahrung zu bringen, wie und wo ein Kleidungsstück hergestellt worden ist.
Greenpeace/Petition
Ein kleiner Schritt, etwas gegen den Textil-Wahnsinn zu unternehmen, ist die Unterzeichnung der Petition, die Greenpeace zu diesem Thema auf den Weg gebracht hat.
Was fordert Greenpeace?
- Eine erweiterte Herstellerverantwortung: Textilproduzent*innen sollen rechtlich für alle Schäden durch ihre Produktion von Textilien bis zu deren Entsorgung zur Verantwortung gezogen werden.
- Textilien, die mit gefährlichen Chemikalien hergestellt, wurden, dürfen nicht mehr verkauft werden.
- Der Einsatz von Plastikfasern in Textilien muss verboten werden. Die Kleidung sollte biologisch abbaubar sein und keine Gefahr für die Umwelt darstellen.
- Ein Exportverbot für Textilmüll und Wegwerf-Textilien.
- Die Alternativen zum Neukaufen – also Reparatur, Upcycling, Leihen und Tauschen sowie Second Hand – müssen staatlich gefördert werden.
greenpeace.at/petitionen/fast-fashion/
Lieferkettengesetz
2021 hat der Bundestag das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, LkSG, Kurzform: Lieferkettengesetz) verabschiedet. Ziel dieses Gesetzes ist es, Unternehmen in Deutschland in die Pflicht zu nehmen, so dass eine Bereicherung auf Kosten von Menschenrechten, Umwelt, Natur, Trinkwasser oder Klima nicht mehr geduldet wird – und zwar unabhängig davon, wo auf der Welt produziert wird. Dies ist ein wichtiger Anspruch, daher wurde die Einführung des Gesetzes als Fortschritt gefeiert. 2024 folgte das EU-Lieferkettengesetz (CSDDD). Allerdings ist der Widerstand aus der Wirtschaft immens, so dass bereits Anfang diesen Jahres Verzögerungen, Aufweichung und Ausnahmeregelungen in Betracht gezogen wurden. Insofern bedarf es weiterhin einer kritischen und wachsamen Begleitung für die Umsetzung dieses Gesetzes.
www.bmz.de/de/themen/lieferkettengesetz
Konsumstreik – jetzt!
Das Besondere an der Textilproblematik ist, dass wir alle einen gewissen Einfluss haben. Bei vielen Themen sind wir auf politische Entscheidungen angewiesen oder ein konsequent nachhaltiger Konsum übersteigt schnell unser Budget. Bei dem Kauf von Textilien ist der nachhaltigste Schritt jedoch, auf Neukäufe möglichst ganz zu verzichten, was sogar ungeheuer viel Geld sparen kann. Gebrauchte Kleidung gibt es inzwischen in allen Städten; bei Anbietern wie Oxfam oder anderen gemeinnützigen Vereinen wird durch den Einkauf sogar noch ein guter Zweck mitfinanziert. Second-Hand-Mode bietet oft erheblich haltbarere und gesündere Kleidung als die Fast-Fashion-Mode.
Aber Vorsicht: Die Angebote der großen Textil-Hersteller wie H&M, gebrauchte Kleidung entgegenzunehmen und wieder zu verwerten, sind natürlich reines Greenwashing. Dadurch sollen Neukäufe angekurbelt und für neue Billig-Mode Platz im Kleiderschrank geschaffen werden.
Die nachhaltigste Kleidung ist die, die im Kleiderschrank bleibt und immer wieder getragen, umgestaltet und zur Not noch als Putzlappen oder für Patchwork-Decken verwendet wird.
Ein nachhaltiger Textilkonsum lässt sich auf folgende vier Komponenten bringen:
- Radikale Reduzierung von Neukäufen
- Wenige, aber dafür langlebige Neukäufe aus nachhaltiger und fairer Produktion
- Second-Hand-Läden, Flohmärkte und Tausch-Partys nutzen
- Vorhandene Kleidung behalten: reparieren, verleihen, umändern, wiederverwerten.
Rike, Newsletter-Redaktion