Danke Menschen, dass Ihr hier seid!

Danke Menschen, dass Ihr hier seid!

danni-texte-1"Danke Menschen, dass ihr hier seid!", rief mir und meiner Begleiterin von Weitem ein junger Mann zu, an einem der ersten Tage der Räumung des Danni. Im nächsten Moment war er auch schon wieder im Wald verschwunden. Es war mein Sohn.

"Danke, dass Du hier bist!" – Ich weiß nicht, wie oft ich das inzwischen im und am Dannenröder Wald gehört habe. Von jungen Menschen, die mir damit sagen: Danke dafür, dass Du unser Anliegen – Schutz des Waldes, Verkehrswende und Klimaschutz – unterstützt! Danke dafür, dass Du hinschaust auf das, was hier und weltweit passiert! Danke für Deine Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

Ich gebe hiermit meinen Dank an meinen Sohn zurück:

"Danke dafür, dass Du tätig geworden bist, als Du erfahren hast, was dem Dannenröder Wald droht. Dass Du Dir nicht resigniert gesagt hast: Der Bau der Autobahn ist halt beschlossen! Danke für die Gründlichkeit, mit der Du Informationen sammelst und Zusammenhängen nachgehst. Danke dafür, dass Du gelernt hast, Baumhäuser zu bauen. Danke, dass Du uns, die Eltern, informiert hast und uns so in den Kampf für diesen Wald mit hinein genommen hast. Danke für Deine Energie, Deine Umsicht, Dein handwerkliches Geschick, die Ruhe, mit der Du diskutierst. Die Gelassenheit, mit der Du Dich von der Polizei hast räumen lassen. Ich habe es beobachtet und war stolz auf Dich. Du weißt sehr gut, was Du tust."

Und ich weiß, dass ich keinen „Ökoterroristen“ großgezogen habe, sondern dass in unserer Familie ein sensibler, kluger und verantwortungsvoller junger Mensch herangewachsen ist.

"Danke, dass Du hier bist!" Diesen Gruß habe ich einem fremden jungen Mann zugerufen, der mir am Montagabend, dem letzten Abend vor Abschluss der Räumungen, mit Kletterausrüstung begegnet ist. Ich hatte im Barrio „Oben“ die Räumung und Rodung beobachtet und war auf dem Weg nach Hause. Er ging noch einmal in den Wald.

Am selben Abend hat die Polizei die letzten verbliebenen Bäume eingezäunt und mit ihnen oben in den Baumkronen die Aktivist*innen, die die Polizei nicht mehr hatte räumen können. Schlafsäcke und Decken lagen da längst am Boden. Es war kalt.

"Danke, dass Ihr alle da wart – im Dannenröder Wald!"

Dazu, wie mein Sohn in den Danni kam und in welchem großen Zusammenhang sein Engagement steht, hätte ich viel zu erzählen. Aber ich will keine Details preisgeben, um ihm nicht zu schaden. Laut Allgemeinverfügung des Vogelsbergkreises vom 20.09.2020 hat er im Dannenröder Wald „bauliche Anlagen“ … „errichtet, um private Interessen im Wege der Selbsthilfe durchzusetzen“, hat gegen den Paragrafen 16a des Hessischen Waldgesetzes verstoßen und der Ansage der Polizei zufolge wird man prüfen, ob er an den Kosten beteiligt werden kann, die dadurch entstanden sind, dass „speziell geschulte Beamte“ ihn im Rahmen der Räumung „sicher zu Boden gebracht“ haben.

Der Vorwurf des Widerstands gegen Vollzugsbeamte ist, wie ich inzwischen weiß, schnell erhoben. Zu seiner Person deshalb nur so viel: seit Abschluss seines Studiums arbeitet er im pädagogischen und handwerklichen Bereich. Seit über einem Jahr widmet er Wochenenden und freie Tage dem Widerstand gegen die A49 und dem Kampf um den Wald. Er hat die Vision eines solidarischen und hierarchiefreien Zusammenlebens und einer Form des Wirtschaftens, die statt Wachstum und Profitstreben ökologische Kreisläufe und die Bedürfnisse aller Lebewesen in den Mittelpunkt stellt.