Wo mir Menschlichkeit begegnet ist
Ist mein Kind ein Öko-Terrorist? Diese Frage ist ganz klar, mit einem einzigen Wort zu beantworten: Nein! Unter Terrorismus verstehe ich kriminelle Gewaltaktionen gegen Menschen oder Sachen. Terrorismus will Terror ausüben und verbreiten. Wenn ich in einem der Barrios im Dannenröder Wald war oder das Camp am Waldrand besucht habe, konnte ich nie die Absicht erkennen, Terror zu verbreiten, geschweige denn, terroristische Anschläge zu verüben.
Was ich dagegen erlebt habe, ist Aktivismus. Aktivisten:innen sind Menschen, die mit besonderen Leistungen bestimmte Ziele erreichen wollen. Im Wald haben sich Menschen zusammengefunden, die sich das Ziel gesetzt haben, das Klima zu schützen und die Verkehrswende zu erreichen. Sie leben so miteinander, dass sie neue, positive Werte in unsere Gesellschaft tragen können: Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit sind die menschlichen Eigenschaften, die mir die zumeist jungen Menschen im Wald entgegengebracht haben.
Ich bin dankbar, dass mein Kind es mir ermöglicht hat, Zugang in diesen Wald und zu dem Camp mit seinen Menschen zu bekommen. Ich habe Gefühle gespürt, die mir bisher nicht zugänglich waren, und ein Miteinander erlebt, das ich vorher in dieser Form nicht kannte: Mir ist Menschlichkeit begegnet.
Als verantwortungsvolle Eltern haben wir oft mit unserem Kind über die politischen Absichten hinter dem Autobahnbau und dessen Auswirkungen diskutiert. Zudem haben wir darüber gesprochen, wie notwendig der Klimaschutz und die Verkehrswende sind und ob dafür neuen Gesellschaftsformen erforderlich werden. Mein Kind hat diese Themen so tief und so gründlich ergriffen, dass es schließlich nicht mehr anders handeln konnte als den Dannenröder Forst vor der Zerstörung zu schützen - mit Idealismus, Mut, klugem und gewissenhaftem Handeln unter Einsatz der eigenen Gesundheit.
In tiefer Demut, dass ich teilhaben durfte, bedanke ich mich bei meinem Kind und den Mitmenschen seiner Generation. Euer Aktivismus hat ganz nebenbei noch bewirkt, dass sich unsere Generationen viel nähergekommen sind. Danke!
Es stimmt mich traurig, dass ich mich hier nicht mit meinem Klarnamen und einem Foto zu erkennen geben darf, da mein Kind staatliche Repression fürchtet. Gerne würde ich an Diskussionen teilnehmen und nicht schweigend die Hetze, Diffamierungen und Herabwürdigungen Andersdenkender hinnehmen müssen, die täglich in den sozialen Medien stattfinden. Es gibt im Zusammenhang mit den Ereignissen im Dannenröder Forst viel zu diskutieren - insbesondere auch die Themen Medienwirklichkeit und Rechtsstaatlichkeit.
Ein stolzer Vater eines Menschen aus dem Wald