Viele offene Fragen zur Altlasten-Sanierung im Rahmen des Ausbaus der A 49

Pressemitteilung – Parents for Future Germany, AG Danni lebt


Viele offene Fragen zur Altlasten-Sanierung im Rahmen des Ausbaus der A 49


Viele Indizien sprechen dafür, dass die Sanierung der Altlasten auf dem Gelände des ehemaligen BildSprengstoffwerkes der WASAG in Stadtallendorf lückenhaft ist. Da eine Verschlechterung des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden kann und damit Auswirkungen auf das Trinkwasser von 500.000 Menschen zu befürchten sind, ist ein sofortiger Stopp der dortigen Arbeiten für den Ausbau der A 49 unerlässlich.  Die Reaktionen seitens des Regierungspräsidiums in Gießen auf die Pressemitteilung  „Gift auf dem Weg ins Grundwasser?“ vom 27. April [1] werfen dabei deutlich mehr Fragen auf als sie beantworten.

  1. Nach einem Zeitungsbericht kennt das Regierungspräsidium in Gießen keine BildSchadstoffe auf dem Gelände des ehemaligen Sprengstoffwerkes der WASAG in Stadtallendorf, die im Planfeststellungsbeschluss nicht berücksichtigt wurden [2]. Dabei bleibt darin u. a. der hochgefährliche Zündersprengstoff Tetryl [3] unerwähnt. [4] Wenn die DEGES  darauf hinweist, die gefundenen Stoffe seien Teil des Planfeststellungsbeschlusses, [5] so zeigt das  lediglich, dass Stoffe, auf die nicht getestet wird, auch nicht gefunden werden.
     
  2. Auf den Verdacht, dass sich mit Sprengstoffen belastete Wurzelstöcke [6] geschreddert Bildauf der Trasse befinden (Foto oben) und nun zunehmend das Trinkwasser verunreinigen, ließ das Regierungspräsidium verlauten, die Wurzelstücke seien beprobt und für unschädlich befunden worden, über 600 Tonnen seien „energetisch verwertet und somit ordnungsgemäß entsorgt worden. Ein Verbleib dieser Holzabfälle auf dem Trassenbereich könne somit ausgeschlossen werden“. [7] Dem steht entgegen, dass sich auf der Trasse noch zahlreiche auffällig orange verfärbte Wurzelstöcke befinden, die im Gegensatz zu Vergleichsproben positiv auf einen TNT-Schnelltest reagiert haben (Foto Mitte). [8] Unklar ist außerdem, wer diese Beprobung und Entsorgung in wessen Auftrag durchgeführt hat:

    In der Ausschreibung zur Sanierung des Geländes ist zwar der Abtransport und die Entsorgung von verunreinigtem Boden und Bauschutt aufgelistet, dagegen nichts über eine besondere Behandlung der Wurzelstubben zu lesen. [9] Oder entspricht der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ungefähr derjenigen vom Dezember 2020, die besagt, dass die Rodungen abgeschlossen seien, obwohl seither noch hunderte von Bäumen Baumaßnahmen zum Opfer gefallen sind?
     
  3. Das Sanierungsleitbild von Stadtallendorf sieht eine Sanierungstiefe von drei Metern vor. Wieso beruft sich der Behördensprecher des Regierungspräsidiums laut einem Zeitungsartikel auf dieses Leitbild, [10] wenn doch für den Autobahnausbau zehn Meter und tiefer in das betroffene Gelände gegraben wird?
     
  4. In sämtlichen Ausschreibungen und Berichten ist nur vom Bereich der Füllgruppe 2 die BildRede, obwohl die Trasse auch durch weitere Bereiche des WASAG-Geländes führt.  Muss man davon ausgehen, dass die übrigen betroffenen Bereiche nicht saniert sind, wie die gefundenen Reste von Grundmauern eines nicht kartierten Gebäudes (Foto rechts) auf der Trasse vermuten lassen? Und sind damit nicht die Nebenbestimmungen zum Bodenschutz im Planfeststellungbeschluss unzureichend erfüllt, die Voraussetzung für einen Beginn der A 49 Bauarbeiten sind?


Dies alles sind deutliche Indizien dafür, dass mit dem Ausbau gegen das wasserrechtliche Verschlechterungsverbot verstoßen wird und der Bau umgehend gestoppt werden muss. Alles andere ist ein Roulettespiel auf Kosten all derer, die auf das hier gewonnene Trinkwasser angewiesen sind.


Parents for Future Germany / AG Danni lebt
Kirsten Prößdorf, +49 177-4225121
Liebigstr. 201, 50823 Köln
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Quellen:

[1] https://parentsforfuture.de/de/danni-altlasten
[2] https://www.op-marburg.de/Landkreis/Ostkreis/Ruestungsaltlasten-auf-der…
[3]  Wolff, Hans-Jürgen, Die Allendorfer Sprengstoffwerke DAG und WASAG, Stadtallendorf, 1989, S. 315
[4] Vgl. ttps://fragdenstaat.de/anfrage/planfeststellungsbeschluss-a49/550553/anhang/PB_A49_VKE40.tar.gz  S. 59ff
[5] https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/homberg/je…
[6] Vgl. Leitfaden Rüstungsaltlasten, Annette Joos u. a., gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin 2008, S. 58, 63  (www.natural-attenuation.de/download.html kora-tv5)
[7] Vgl. „A 49: Behörden sehen keine Gefahr“, Oberhessische Zeitung am 30.4.21
[8] Vgl. https://www.danni-lebt.de/un-recht/wasserschutz/wasag/
[9] https://www.bauportal-deutschland.de/oeffentliche_ausschreibung_vobvol_…
10] https://www.op-marburg.de/Landkreis/Ostkreis/Ruestungsaltlasten-auf-der…

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