Walk for the Planet (Interview)

Spagat zwischen Solaranhänger und Kamera

Regisseur Marco KellerMarco Keller war Mitinitiator, Teil des Kernteams und der Mann an Kamera und Drohne beim "Walk for the Planet". Jörg Weißenborn hatte Gelegenheit, mit ihm über Hintergründe und Herausforderungen beim Entstehen des 70-Minuten-Films zu sprechen.

Frage: Wie kamst du auf die Idee, diesen Film zu drehen?

Antwort Ich war Mitinitiator vom "Walk for the Planet" und als Filmschaffender von Anfang an für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Da lag es für mich nahe, das komplette Vorhaben zu dokumentieren.

Frage: Wie lange hast du gedreht? Welche Besonderheiten gab es beim Dreh?

Antwort: Der Hauptdreh ging so lange, wie wir unterwegs waren. Also zwei Monate. Meine Doppelrolle – Teil der Hauptorga und Filmschaffender – erwies sich als große Herausforderung. Ich konnte oft nur "nebenbei" drehen, weshalb ich viele der Beteiligten nicht in dem Umfang porträtieren konnte, wie ich es mir gewünscht hätte.

Im Vordergrund stand das Gelingen unserer Aktion und nicht die Produktion eines Filmes. Gleichzeitig war der "Walk for the Planet" so einmalig, dass ich hohe dokumentarische Ambitionen hatte. Deshalb waren neben meiner Hauptkamera auch eine Actioncam und eine Drohne regelmäßig im Einsatz.

Frage: Hattest du über die Zeit besondere emotionale Situationen? Baut man irgendwann eine engere persönliche Bindung zu den Protagonisten auf?

Antwort: Als Teil der dreiköpfigen Kerncrew war ich enormen körperlichen, aber auch psychischen Belastungen ausgesetzt. Meine filmischen Hauptcharaktere kannte ich seit der Gründung des Projektes ziemlich gut. Wir waren uns persönlich schon sehr verbunden. Es gab Tage, besonders zu Beginn des "Walk for the Planet", da waren wir mit den Solaranhängern nur zu viert unterwegs. Und jeden Tag hatten wir kleinere oder schwere Pannen.

Gleichzeitig gab es eine große Gruppenfluktuation. Menschen kamen, Menschen gingen, andere kamen wieder. Die Dynamiken und die Gruppenprozesse beim "Walk for the Planet" haben sich ständig geändert. Das war insgesamt schon eine große Herausforderung und oft waren wir als Kerncrew über unseren Limits.

Marco Keller bei den Dreharbeit zu AGROkalpyse
Marco Keller bei den Dreharbeit zu AGROkalpyse

 

Frage: Das Projekt ist kein kommerzielles zum Geld verdienen – wie wurde es finanziert?

Antwort: Ich habe bislang in das Projekt sehr viel Arbeit und finanzielle Mittel gesteckt. Ein guter Kollege hat mich im Schnitt viel unterstützt. Von der Sichtung des Rohmaterials bis zum fertigen Film haben wir gut eineinhalb Jahre benötigt. Gleichzeitig musste ich über andere Tätigkeiten meine Grundversorgung bestreiten.

Solch ein Projekt ist, so wie die meisten independent Dokumentarfilme, kein kommerzielles Vorhaben. Und dennoch müssen wir Filmschaffenden auch von etwas leben. Insofern wäre es schön, wenn die Filmtour am Ende den Arbeitsaufwand eines solchen Projektes honoriert. In diesem Fall betrifft das nicht nur die Dreharbeiten und die Postproduktion, sondern auch die umfangreiche Vertriebsarbeit und die zeitintensive Filmtour.

Frage: Was erhoffst du dir von dem Film?

Antwort: Ich wünsche mir, dass die Doku andere inspiriert und dazu motiviert, den Kampf für einen gesunden Planeten nicht aufzugeben. Wir haben es weltweit mit heftigen Krisen zu tun und in der Klimabewegung gibt es mittlerweile viel Resignation. Mein Film greift positive Möglichkeiten auf; er zeigt, wie durch gemeinsames Tun schier Unmögliches erreicht werden kann. Wenn wir als Umweltaktive resignieren, scheitern wir und lassen zudem kommende Generationen chancenlos.

Es ist deshalb wichtig, sich gemeinsam neu zu empowern und nicht aufzugeben. Um es mit den Worten eines Urgesteins der Anti-AKW-Bewegung aus meinem Film zu sagen: "Wir können die Welt nicht von heute auf morgen verändern... steter Tropfen höhlt den Stein."

Frage: "Walk for the Planet" ist nicht dein erster Film. Welche Filme hast du bisher gedreht und woran arbeitest du aktuell?

Antwort: Meine letzten umweltpolitischen Filme hatten allesamt einen Bezug zu Brasilien. Dort habe ich mich mit der prekären Situation der indigenen Bevölkerung auseinandergesetzt und die Schattenseiten des industriellen Agrarbusiness in den globalen Kontext gestellt. Die Filme dazu sind "Kahlschlag – Der Kampf um Brasiliens letzte Wälder", "Gutes Soja, schlechtes Soja" und "Agrokalypse – Der Tag, an dem das Gensoja kam". Momentan liegt mein Fokus auf der Veröffentlichung von "Walk for the Planet" und der Koordination der bundesweiten Filmtour. Da ich alles im Eigenvertrieb mache und über andere Tätigkeiten mein Grundeinkommen generieren muss, bleibt leider keine Zeit, um an einem neuen Filmprojekt zu arbeiten. Letztendlich freue ich mich, wenn "Walk for the Planet" dafür an möglichst vielen Orten gezeigt und diskutiert wird.

tl

Filmtour

Wir freuen uns über weitere Terminanfragen! Alle Termine und weitere Infos unter: www.coreoperation.de/walk-derfilm

tl