Das Wettermuseum
erschienen im Parents-Newsletter #38 (Januar 2025)
Das Wettermuseum in Lindenberg, einem kleinen Ort in Brandenburg, bietet eine ganz besondere Palette von klimabildenden Projekten und Aktionen für Groß und Klein – auch online. Der wissenschaftliche Leiter Jannis Buttlar stand für unsere Fragen zur Verfügung und gibt einen Einblick in die Arbeit vor Ort.
Frage: Was kann man sich unter einem „Wettermuseum“ vorstellen?
Antwort: Das Wettermuseum vermittelt seinen Besucher*innen die spannende Welt von Wetter, Meteorologie und Klima sowie die faszinierende meteorologische Geschichte des Ortes Lindenberg. Interaktive Experimentierstationen bieten dabei die Möglichkeit, die Wetterphysik hautnah zu erforschen und zu begreifen.
Wir zeigen, wie Wetter gemessen und beobachtet, aber auch vorhergesagt wird. Gleichzeitig präsentieren wir die gesellschaftliche Relevanz aktueller Themen wie die Klimakrise oder Wetterextreme. Als ein Ort des Lernens bieten wir zudem Workshops, Experimente, Planspiele, Wissenschaftsshows etc. für Jung und Alt an.
Frage: Seit wann gibt es das Museum und wie ist es entwickelt worden?
Antwort: Die Idee eines Wettermuseums stammt ursprünglich von Mitarbeitenden des Observatoriums des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Lindenberg. Es wurde am 01. Mai 2007 in Lindenberg eröffnet. Ursprünglich in einem anderen Gebäude, ist es seit dem 09. Mai 2015 an seinem jetzigen Ort zu Hause. Seitdem entwickeln wir kontinuierlich unsere Ausstellung und unsere Angebote weiter. Unterstützt wird das Museum dabei vom DWD, verschiedenen Hochschulen, dem Landkreis Oder-Spree und dem Land Brandenburg.
Frage: Sie haben sehr viele spannende Angebote rund ums Klima im Programm. Wann und mit welcher Intention ist der Klimawandel als Thema aufgegriffen worden?
Antwort: Auch wenn die gesellschaftliche Debatte rund um die Klimakrise erst seit circa 5-6 Jahren richtig Fahrt aufnimmt, ist das Thema in der Forschung bereits seit den 90er Jahren relevant. Bei der Gestaltung der 2015 eröffneten Ausstellung wurde dem Thema ein eigener Ausstellungsteil gewidmet. Unsere Intention ist dabei, den Gästen den Stand der Wissenschaft als Basis für eine Teilhabe an der entsprechenden gesellschaftlichen Debatte zu vermitteln. Gleichzeitig sehen wir unser Museum als Forum für den dazugehörigen gesellschaftlichen Austausch.
Frage: Könnten Sie aus den zahlreichen Angeboten zum Thema „Klimawandel“ ein paar herausgreifen und beschreiben? Welches sind die Angebote, die am meisten nachgefragt werden?
Antwort: Besonders beliebt ist unsere „Klimawandelführung“, d.h. eine klassische Museumsführung mit einem Fokus auf den Ursachen und Folgen der Klimakrise. Um die teilweise komplexe Physik der Atmosphäre dabei gut begreifbar zu machen, stehen neben Erläuterungen vor allem auch kleine Experimente rund um den Treibhauseffekt im Fokus.
Für Kids (10 bis 12 Jahre) mit Spaß am Experimentieren bieten wir eine online Klima AG. Dort gehen wir gemeinsam vom eigenen Wohnzimmer aus auf Forschungsreise und machen verschiedene Experimente rund um Wetter, Klima und Klimawandel. Ältere Schulklassen können bei Experimentierworkshops im Museum nach Herzenslust experimentieren oder sich bei einem Planspiel rund um die Windenergie mit den gesellschaftlichen Fallstricken der Energiewende auseinandersetzen.
Für Erwachsene bieten wir Vorträge und Diskussionen zu verschiedenen Themen rund um den Klimawandel bei uns im Museum oder digital per Videokonferenz an.
Frage: Ihre Angebote richten sich ja gerade an Schulen und Familien. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Klima-Bildung. Was möchten Sie jungen Menschen vor allem mit auf den Weg geben?
Antwort: Bei der gesellschaftlichen Debatte um die Klimakrise herrscht oft ein Fokus auf individuellen Konsum und Lebensentscheidungen wie vegetarische Ernährung, Elektromobilität oder der Verzicht auf Flugreisen. Auch wenn diese Schritte wichtig sind, sind für die anstehende gesellschaftliche Transformation vor allem gesellschaftlicher Druck und politische Rahmenentscheidungen wichtig, um Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig für die nachfolgenden Generationen zu gestalten. Wir wollen unseren Besucher*innen dabei vermitteln, welche Handlungsoptionen bestehen und auf welchen Ebenen Veränderung möglich und notwendig ist.
Frage: Wenn Familien oder vielleicht auch Lehrkräfte jetzt neugierig geworden sind, wie können sie mit Ihnen Kontakt aufnehmen und Ihre Angebote nutzen?
Antwort: Schulklassen oder andere Jugend- und Kindergruppen können unser Angebot am besten im Rahmen eines Projekttages kennenlernen. Eine Übersicht über die Themen bietet unsere Internetseite: www.wettermuseum.de/angebote. Anmelden kann man sich am einfachsten per Telefon unter 033677 62521. Für Familien und Einzelbesucher bieten wir vor allem in den Ferien bunte, auf Familien fokussierte Angebote wie eine Mitmach-Experimentiershow, Bastelangebote und spezielle Führungen für Familien und Kinder. Die einfachste Möglichkeit, unser Angebot kennen zu lernen, ist die Teilnahme an der online Klima AG.
Frage: „Experimentieren für Kinder mit der online Klima AG“ Was genau ist die Klima AG und wie können interessierte Kinder daran teilnehmen?
Antwort: Im Fokus der Klima AG stehen naturwissenschaftliche Experimente rund um den Klimawandel. Mit spannenden Experimenten untersuchen wir den Treibhauseffekt, lassen Gletscher schmelzen und spüren den Folgen des Klimawandels im Erdsystem nach. Experimentiert wird dabei von zu Hause aus mit Haushaltsgegenständen gemeinsam per Videokonferenz, es können also Kids von nah und fern teilnehmen. Im Fokus steht dabei der Spaß am Experimentieren und Fragen stellen und das Lernen über Ursachen, Folgen und Lösungen des Klimawandels. Die kostenfreien Veranstaltungen werden wöchentlich nachmittags innerhalb eines Schulhalbjahres außerhalb der Ferienzeit angeboten.
Frage: Gibt es noch etwas, was Sie gerne mitteilen wollen?
Antwort: Für viele Klimaforscher*innen ist sehr schwer nachzuvollziehen, warum Gesellschaft und Politik so langsam und zum Teil verhindernd auf die immer dramatischeren Entwicklungen der Klimakrise reagieren.
Die Fridays for Future Bewegung hat mir dabei in den letzten Jahren durch den gesellschaftlichen Druck, den sie aufgebaut hat, Hoffnung und Inspiration gegeben. Aktuell heißt es, diesen Druck aufrechtzuerhalten oder neu aufzubauen und den fossilen Fossilien in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft deutlich zu machen, dass es so nicht weitergeht. Wir brauchen endlich Lösungen, um auch nachfolgenden Generationen weltweit eine sichere Zukunft zu bieten.
Sehr geehrter Herr Buttlar, vielen Dank für die vielen Informationen!
Rike, Newsletter-Redaktion