Medien-Appell der Grandparents for Future Deutschland
aus Parents-Newsletter #32 (März 2024)
Die GP4F D haben im November 2023 einen Medien-Appell zur Verkehrssituation (1) nicht nur an den Medienverteiler, sondern gesondert auch an alle Intendant*innen von ARD und ZDF persönlich geschickt. Die Antworten sind unterschiedlich ausgefallen. Sie überzeugten mit Blick auf den journalistischen Umgang mit klimaschädlichen Haltungen und Entscheidungen nicht. Daher wurden die Intendant*innen im Februar 2024 erneut angeschrieben. Der daraus mit dem MDR entstandene Schriftwechsel (2), zeigt, dass unsere Sorgen ernst genommen und verstanden wurden. Für die andern Anstalten trifft das leider nicht zu. Der NDR, der u.a. tagesschau und tagesthemen verantwortet und journalistische "Neutralität" im Klimakontext bislang nicht kritisch reflektiert hat, hat sich zu der zweiten Eingabe noch nicht geäußert.
Dr. Matthias Geck und Friedrich Zywitza
Mail an die MDR-Intendantin Prof. Dr. Karola Wille vom 22.11.2023
Sehr geehrte Frau Professorin Wille,
das Jahr 2023 markiert einen vorläufigen Höhepunkt in der Klimakrise. Das Ausmaß erscheint aus wissenschaftlicher Sicht bereits jetzt dramatisch. Die Untätigkeit der Regierungen weltweit lässt erwarten, dass unser Planet auf eine Katastrophe zusteuert, was insbesondere Artenvielfalt, Wasserversorgung und die klimatischen Bedingungen betrifft. Auch die demokratischen Parteien in Deutschland schaffen es nicht, die Bevölkerung über die tatsächlichen Perspektiven aufzuklären und konsequente Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg zu bringen.
Wir sehen daher das Erfordernis, dass insbesondere die Rundfunk- und Fernsehanstalten unablässig auf die politischen Defizite eingehen und von Regierung und Opposition intensiv Klimaschutz einfordern. Deshalb legen wir Ihnen den auf die Verkehrswende bezogenen, angehängten Appell aus Sicht der Generation besorgter Großeltern persönlich ans Herz.
Wir würden es außerordentlich begrüßen, wenn Sie diese Aktion nicht als Belehrung oder Respektlosigkeit einordneten. Wünschenswert wäre es vielmehr, wenn Sie das Prinzip der journalistischen Neutralität bezüglich der Klimathematik in Ihrem Haus überdenken würden. Sie haben es zumindest in der Hand, die Defizite beim Schutz unserer Zukunft klar zu adressieren. Denn die Versäumnisse von Regierung und Opposition richten für unsere Gesellschaft und nachfolgende Generationen sichtbar unwiederbringlichen Schaden an. Das ist deshalb besonders ärgerlich, weil die Wissenschaft ausreichend Lösungsansätze skizziert und begründet hat.
Wir sind gespannt, ob wir eine Reaktion von Ihnen bekommen, die Zuversicht erwarten lässt und danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Freundliche Grüße
Grandparents for Future Deutschland
i.A.
Dr. rer. pol. Matthias Geck
Dipl.-Phys. Friedrich Zywitza
Mail vom MDR-Publikumsservice an Dr. Geck vom 27.11.2024
Sehr geehrter Herr Dr. Geck,
vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 22.11.2023 an die ehemalige Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks. Ralf Ludwig – seit 1. November 2023 als Intendant im Amt - hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.
Es ist schön, dass Sie unser Medienhaus im Blick haben und uns auf Ihren Apell aus der Sicht der Generation besorgter Großeltern aufmerksam machen. Wir haben diesen und Ihre Zuschrift sehr sorgfältig gelesen und freuen uns immer über thematische Anregungen. Selbstverständlich geben wir Ihre E-Mail vollumfänglich an die entsprechenden Redaktionen mit der Bitte um Beachtung zur Kenntnis. Versprochen.
Wenn Sie das Programm des Mitteldeutschen Rundfunks verfolgen, wissen Sie, dass und wie wichtig uns das Thema Klima ist. Vielleicht dürfen wir Sie an dieser Stelle beispielhaft auf unsere Berichterstattung und vielfältigen Programmangebote zur bevorstehenden COP 28 – der UN Klimakonferenz in Dubai 2023 (30.11. - 12.12.2023) aufmerksam machen: https://www.presseportal.de/pm/7880/5657531
Auch unser mitteldeutsches Meinungsbarometer MDRfragt, widmet sich aktuell und wiederholt dieser wichtigen Thematik. Schauen Sie dazu gern hier: https://www.mdr.de/nachrichten/mitmachen/mdrfragt/index.html (Klimaschutz: Unbezahlbar wichtig oder unbezahlbar teuer) und für einen Einblick in alle Umfragen zum Thema: Klima und Umwelt gern hier: https://www.mdr.de/nachrichten/mitmachen/mdrfragt/umfrage-meinung-ergebnis-klima-umwelt-100.html
Sehr geehrter Herr Dr. Geck, auch als Unternehmen sind z.B. der nachhaltige Einsatz von Ressourcen und Energieeffizienz wichtige Themen für uns. Als kleinen und unvollständigen Einblick, denn wir sind inzwischen an vielen Stellen aktiv, z.B.: im Einsatz von LEDs, dem nächtlichen Herunterfahren von nicht benötigter Technik, dem Austausch alter energieintensiver Technik oder dem Einsatz von Bewegungsmeldern zur Lichtsteuerung. Wir testen den Einsatz von E-Autos und motivieren die Mitarbeitenden, das eigene Auto stehen zu lassen und den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad zu nutzen. Wo sich Möglichkeiten bieten, effizienter und wirtschaftlicher zu arbeiten und zu produzieren, werden wir diese auch in Zukunft nutzen. Zur Umsetzung ökologischer Standards in der Medienproduktion lesen Sie auch gern hier: https://www.mdr.de/unternehmen/informationen/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-gruene-produktion-green-production-shooting-102.html
Mit den besten Wünschen und viel Erfolg für Ihre Bemühungen, senden wir
freundliche Grüße aus Leipzig
Ihr Team des MDR-Publikumsservice
Mail von Grandparents For Future Deutschland an die MDR-Programmdirektionen vom 21.02.2024
Sehr geehrte Frau NN,
wir danken Ihnen für Ihre wertschätzende Rückmeldung! Zu begrüßen ist zunächst, dass Sie als Wirtschaftsbetrieb zahlreiche Anstrengungen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes unternehmen. Aus eigener Anschauung ist uns zudem bewusst, dass Sie auch über die Klimaproblematik grundsätzlich ausgewogen, objektiv und umfassend informieren. Unser Anliegen geht allerdings deutlich darüber hinaus. Wir sorgen uns um journalistische Neutralität im Klimakontext, die unsere grundlegenden Sorgen befördert. Wodurch?
Wir erwarten von den öffentlich-rechtlichen Medien im Rahmen der Informationspolitik selbstverständlich keine Parteinahme im politischen Prozess. Die Klimaproblematik erfordert jedoch wesentlich mehr als nur objektiv zu berichten. Klimaleugnende beispielsweise zu Wort kommen zu lassen wäre ein medialer Fauxpas, wenn deren Beitrag nicht unmittelbar mit den gesicherten und bekannten Erkenntnissen der Wissenschaft konfrontiert würde. Letzteres sollte auch immer dann geschehen, wenn Aussagen von Regierungs- oder Oppositionsmitgliedern mit den Warnungen des Weltklimarates und den Empfehlungen der Wissenschaft kollidieren.
Sie haben etliche Male über „Streit in der Ampel“ berichtet und darüber informiert, dass das Vertrauen in die Regierung drastisch abnehme. Den Zuhörer*innen /Zuschauer*innen wurden allerdings die Informationen vorenthalten, welche der dabei vertretenen Positionen welche Auswirkungen auf unser aller Klima haben. Erst wenn diese Informationen mitgeliefert werden, müssen sich Politiker*innen dazu erklären, welche Klimafolgen sie in Kauf nehmen wollen. Erst dann erkennen die Zuhörer*innen/Zuschauer*innen, was auf sie, ihre Kinder und Enkel zukommen wird.
Ebenso wie die engagierten Meteorologen von ARD und ZDF nehmen wir sehr sorgenvoll wahr, dass mit dem Klima nicht verhandelt werden kann und jegliche Nachlässigkeit der Politiker*innen unwiederbringliche Wohlstandseinbußen, Existenzgefährdungen und Existenzvernichtungen zur Folge haben. Dabei stehen Ihnen seit 1972 umfassende, stabile Erkenntnisse der Klimawissenschaft zur Verfügung, an denen Sie die Aussagen von Energiekonzernen und Politik mit der gebotenen „Neutralität“ messen können. Wir halten es jedenfalls für journalistisch nicht angemessen, weiter „neutral“ zuzusehen, wie die Erderwärmung kontinuierlich über 1,5 Grad hinaus zunimmt und die Politik keine nachhaltige Strategie dagegen realisiert. Uns deprimiert folglich mit ansehen zu müssen, dass die „vierte Gewalt“ die ihr gegebenen Möglichkeiten nicht ausreichend nutzt, ja teilweise sogar als journalistisch nicht akzeptabel verwirft.
Wofür wir letztlich plädieren, ist nicht die Aufgabe einer journalistischen und politischen Neutralität an sich, sondern die adäquate Verortung der Klimathematik als ein alle Menschen betreffendes Phänomen, für das Lösungen unablässig eingefordert werden müssen. Warum messen Sie klimapolitisch substanzlose Äußerungen nicht reflexartig an der gesicherten Klimawissenschaft? Diese Chance, das mit der gebotenen Qualität, Seriosität und Verlässlichkeit umzusetzen, sollten Sie sich nicht entgehen lassen!
Inzwischen haben einzelne Sender bzw. Sendungen sogenannte Fakten-Checks eingeführt. Diverse Nachrichtenmoderatoren sind brillant im „Grillen“ von Interview-Partnern, allerdings überwiegend bei politischen oder wirtschaftlichen Fragen. Warum nicht dringend auch bei Klimafragen? Jede*r Moderator*in sollte die Grundlagen der Klimakrise parat haben, um ggf. nachhaken oder widersprechen zu können.
Wir würden es außerordentlich begrüßen, wenn Sie diese Erwägungen zum Gegenstand einer Ihrer internen Konferenzen, an denen auch Ihre Meteorologen teilnehmen, machen würden!
Freundliche Grüße
Grandparents For Future Deutschland,
i.A.
Dr. rer.pol. Matthias Geck
Dipl.-Phys. Friedrich Zywitza
Antwort vom MDR vom 06.03.2024
Sehr geehrter Herr Dr. Geck, sehr geehrter Herr Zywitza,
vielen Dank für Ihre erneute Zuschrift an den Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks. Ralf Ludwig hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.
Wir freuen uns über den Dialog mit Ihnen und haben auch Ihre weiteren Hinweise und Konkretisierungen gern an die zuständigen Kolleginnen und Kollegen zur Kenntnis weitergeleitet. Gleiches gilt auch für Ihre Anregung zur Durchführung einer expliziten internen „Konferenz“ zu der von Ihnen beschriebenen Problematik.
Ihre Sorge um die „journalistische Neutralität im Klimakontext“, nehmen wir ernst und als mahnenden Apell für unsere Arbeit.
Wie bereits ausgeführt, versuchen wir als Unternehmen mit gutem Beispiel voranzugehen. Gern möchten wir Sie in diesem Zusammenhang noch einmal auf unser Nachhaltigkeitsmanagement im MDR aufmerksam machen. Nachhaltigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Ziel ist es deshalb, das betriebliche Nachhaltigkeitsmanagement auf eine breite Ebene zu stellen und damit den ganzheitlichen Blick zu stärken. Hierzu gehören dann eben neben vielen anderen schon erwähnten Aspekten auch die in Ihrer Zuschrift im Fokus stehende programmliche Gestaltung und Klimaberichterstattung. Für mehr Informationen schauen Sie gern hier: https://www.mdr.de/unternehmen/informationen/nachhaltigkeit/klimaberichterstattung-nachhaltigkeit-programm-radio-fernsehen-online-102.html
Ihre Konkretisierung zielt – unter Anerkennung journalistischer Neutralität - auf den Wunsch die Klimathematik auch in der Berichterstattung anderer (politischer, wirtschaftlicher) Themen jeweils einzubinden bzw. in den Zusammenhang zu stellen, dahinterliegende Mechanismen kritisch zu reflektieren und auch in der Wechselwirkung zwischen Politik/Wirtschaft und Gesellschaft offenzulegen. Sehr geehrter Herr Dr. Geck, sehr geehrter Herr Zywitza, dieser Wunsch ist angekommen. Gestatten Sie uns dazu noch einige wenige Erläuterungen.
Unsere Kolleginnen und Kollegen in den einzelnen Redaktionen bemühen sich immer, stets gute journalistische Arbeit zu leisten und alle Aspekte eines Themas angemessen zu beleuchten, um Ihnen ein unvoreingenommenes und insgesamt ausgewogenes Bild zu vermitteln. Dies ist letztlich unsere originäre Aufgabe als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt und bildet die Grundlage, auf der sich alle Bürgerinnen und Bürger eine eigene Meinung bilden können. Unsere journalistischen Grundprinzipien haben wir diesbezüglich erst kürzlich ARD weit geschärft. Schauen Sie dazu gern hier: Gemeinsame journalistische Grundsätze der ARD
Wir sind uns sicher einig: wenig ist unumstritten in unserer Gesellschaft und nur informierte Bürgerinnen und Bürger sind in der Lage, über die für Entwicklung und den Zusammenhalt einer Gesellschaft wichtigen Themen zu diskutieren und sich kulturell, sozial und politisch zu engagieren. Unsere Aufgabe ist es, gesellschaftliche Entwicklungen und Ereignisse wahrheitsgetreu abzubilden, auch wenn wir sie möglicherweise nicht billigen oder gut finden. Was Sie von uns aber auch erwarten dürfen: Wir sagen ganz klar, wofür zum Beispiel eine Partei, ein Gesprächspartner, eine politische Vertreterin steht, wo deren ideologischen Wurzeln liegen, was z.B. ein Parteiprogramm für die Gesellschaft bedeuten würde, wie realistisch Vorschläge sind und welche der verbreiteten Aussagen wahr oder unwahr sind. Hier werden Aussagen auch mit beispielsweise geltenden wissenschaftlichen Befunden abgeglichen und eingeordnet. Wir betreiben (auch in unserer Auswahl von Interviewpartnerinnen und Interviewpartner) kein „false balancing“, sondern berichten ausgewogen und versuchen Themen mehrperspektivisch zu beleuchten. Das soll nicht heißen, dass wir keine Fehler machen: Auf konkrete anlassbezogene Kritik gehen wir regelmäßig ein und stellen richtig, wo dies angezeigt ist: https://www.mdr.de/in-eigener-sache/hier-stellen-wir-richtig-100.html Bitte zögern Sie nicht uns mitzuteilen wo und wann im Programm (gern unter konkretem Sendungsbezug) Sie sich eine weitergehende Einordnung gewünscht hätten oder Inhalte zu wenig kontextualisiert oder gar falsch dargestellt wurden.
Vielleicht eines noch: Fernsehen (aber auch Hörfunk und Online) bestehen immer aus einer Auswahl und Beiträge können regelmäßig nur Teilbereiche eines umfassenden Themas beleuchten. Die Art der Herangehensweise, die Perspektive, die Auswahl, die Kriterien dafür, sind Teil der journalistischen Freiheit. Ausgewogenheit, auch im Sinne von Vollständigkeit, sowie komplexe Abbildung der Realität stellen sich nicht in jedem einzelnen Bericht, sondern in der Summe der Berichterstattung dar. Schauen Sie gern beispielhaft hier, was wir zu Wetter, Wissen, Klimawandel und Nachhaltigkeit auch dauerhaft im Programm haben: https://www.mdr.de/wissen/klima/index.html und https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/kemfert-klima/index.html
Sehr geehrter Herr Dr. Geck, sehr geehrter Herr Zywitza, es hat uns sehr gefreut von Ihnen zu hören und wir hoffen, unsere Korrespondenz gibt Ihnen das Vertrauen, dass wir mit Rückmeldungen sorgsam umgehen. Wie bereits geschrieben, geben wir auch Ihre erneute Zuschrift vollumfänglich im MDR zur Kenntnis. Vielleicht haben Sie und Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Grandparents for Future Deutschland ja die Möglichkeit, an einer unserer Newscenter-Touren in Leipzig teilzunehmen und den Macherinnen und Machern von MDR AKTUELL über die Schulter zu schauen, sowie ins Gespräch zu kommen? Hier finden Sie nähere Angaben: https://www.mdr.de/unternehmen/services/besucherservice/mdr-aktuell-newscentertour-besucherfuehrung-rundgang-redaktionsbesuch-100.html
Wir wünschen für Ihre Arbeit und Anliegen viel Erfolg und persönlich alles Gute
Freundliche Grüße aus Leipzig
Ihr Team des MDR-Publikumsservice