PSYCHOLOGISTS / PSYCHOTHERAPISTS FOR FUTURE

Wir Menschen sind Ursache und Lösung der globalen Klimakrise zugleich

erschienen im Parents-Newsletter #20 (Juli 2022)

PSYCHOLOGISTS/PSYCHOTHERAPISTS FOR FUTURE

Sie bringen ihr psychologisches und therapeutisches Fachwissen in den Umgang mit der Klimakrise und zur Förderung einer nachhaltigen Zukunft ein. Hauptziel der Psychologists/Psychotherapists For Future (Psy4F) ist die Förderung von Klimaresilienz, sowohl individuell als auch gesellschaftlich. Dazu gehört das Bewusstwerden der Klimakrise, den emotionalen Umgang damit und ein konstruktives Handeln im Umgang mit der Klimakrise zu fördern sowie Klima-Engagierte und -Gruppen zu unterstützen. Jörg Weißenborn hat sich mit der Sprecherin Katharina van Bronswijk unterhalten.

Frage: Wie ist Psy4F entstanden und was ist der wissenschaftliche
Hintergrund Eures Engagements?
Antwort: Die Psy4F haben sich Ende April 2019 gegründet. Nachdem die Scientists for Future sich als „Profis“ den FFF angeschlossen haben, waren wir der Meinung, dass die Psychologie ein wichtiger Schlüssel zur sozialökologischen Transformation sein kann und bisher noch viel zu unsichtbar ist. Psycholog*innen haben den Ruf, eher unpolitisch und in ihrem Blickfeld auf das Behandlungszimmer beschränkt zu sein. Das wollten wir ändern.

Wir tragen psychologische Erkenntnisse aus verschiedenen Richtungen zusammen. Die Kommunikationspsychologie macht Aussagen darüber, wie man am besten über die Klimakrise und das Artensterben sprechen sollte, damit die Information in den Köpfen und Herzen ankommt. Wissen aus der Sozialpsychologie kann erklären, wie gesellschaftliche und Gruppenprozesse ablaufen, wie Menschen z. B. ihre Einstellungen bilden und wie sie Entscheidungen treffen – und wie es dadurch zu einem gesellschaftlichen Wandel kommen
kann. Erkenntnisse aus der Umweltpsychologie können dazu beitragen, Menschen zu nachhaltigem Handeln zu bewegen. Und das Wissen der klinischen Psychologie hilft mit der Erkenntnis umzugehen, dass man in einem Zeitalter lebt, in dem unsere Lebensgrundlagen bedroht sind und noch vieles mehr.


Klima im kopfFrage: Was macht Ihr konkret?
Antwort: Wir machen Öffentlichkeitsarbeit in der klassischen Presse und über Social Media, haben einen Podcast „Klima im Kopf“, halten Vorträge, geben Workshops, bieten Gesprächsrunden zu verschiedenen Themen an und wir haben ein kostenfreies Beratungsangebot für klimaengagierte Menschen.

Frage: Was waren Eure schönsten oder spannendsten Projekte?
Antwort: Letztes Jahr haben wir unser erstes Fachbuch „Climate Action“ im Psychosozial-Verlag herausgegeben, das interdisziplinäre Erklärungen für die Lücke zwischen unserem Wissen und Handeln in Bezug auf die Klimakrise zusammengetragen hat. Dieses Jahr erscheinen noch mehr Bücher von uns, ein weiteres Fachbuch, „ClimateEmotions“, das sich mit Buzzwords wie „Climate Anxiety“, Behandlungsideen für klimabezogene Belastungen und die Konsequenzen aus der Klimakrise für unser Gesundheitssystem beschäftigt. Es erscheint auch ein Sachbuch „Klimagefühle“, das leicht verständlich die verschiedenen Klimagefühle auseinandernimmt und zeigt, wie wir sie gut nutzen können. Das Sachbuch „Klima im Kopf“ erklärt leicht verständlich, wie wir die Lücke zwischen Wissen und Handeln überwinden und gleichzeitig verhindern, durch unser Engagement in ein Burnout zu geraten, was die psychologische Kritik an unserer Konsumgesellschaft ist und wie wir die eigene Stellschraube für gesellschaftlichen Wandel finden.

Sehr inspirierend sind für uns auch die Support-Einsätze für Menschen, die zivilen Ungehorsam leisten oder sich in ihrer Freizeit mit Klimaengagement für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen. Wir sind gerne für diese Menschen da mit unserem Können und Wissen! Gemeinsam mit dem Netzwerk Konfliktmoderation, KURVE Wustrow (Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e. V.) und der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden haben wir ein eigenes Netzwerk für die Moderation von bewegungsinternen Konflikten in ehrenamtlichen Gruppen gegründet.

Frage: Wie seid Ihr organsiert?
Antwort: Wir arbeiten soziokratisch bzw. selbstorganisiert in Arbeits- und Regionalgruppen, auch wenn wir mittlerweile als gemeinnütziger Verein eingetragen sind und dafür ein bisschen Bürokratie brauchen. Die Arbeitsgruppen sind bundesweit organisiert und arbeiten meistens digital über Videokonferenzen und Chats. Die Regionalgruppen geben uns ein Gesicht vor Ort, sind häufig gut vernetzt, machen regionale Kampagnen mit Kooperationspartner*innen. Mittlerweile gibt es ca. 40 Regionalgruppen und ca. 30 thematische Arbeitsgruppen.

Frage: Was wünschst Du Dir für die nähere Zukunft?
Antwort: Ich wünsche mir, dass Politiker*innen verstärkt intersektionell und zukunftsgerichtet Entscheidungen treffen. Die großen Probleme unserer Zeit sind miteinander verbunden, deshalb können wir auch Lösungen schaffen, die wiederum miteinander verbunden sind und dabei Synergien nutzen. Von den vielen Bürger*innen in unserem Land würde ich mir wünschen, dass sie die Politiker*innen häufiger daran erinnern und dass wir unserer Verantwortung als Souverän dieses Landes gerechter werden. Wir sind zuständig für unsere eigene Zukunft, das müssen wir wieder mehr verstehen.

Frage: Wie kann man zu Psy4F Kontakt aufnehmen?
Antwort: Alle Kontaktmöglichkeiten gibt es auf unserer Website Psychologists for Future www.psychologistsforfuture.org – dort findet Ihr die Mailadressen der Regionalgruppen, wenn Ihr zum Beispiel Vernetzung vor Ort sucht. Für Workshop und Vortragsanfragen könnt ihr Euch an veranstaltungen[AT]psychologistsforfuture.org wenden. Wollt Ihr bei Psy4F mitmachen und Eure Expertise als Psycholog*in oder Psychotherapeut*in einbringen, dann wendet Euch an mitarbeitpsychologistsforfuture.org. Für Beratungsanfragen an unseren Bewegungssupport wendet Euch an beratung[AT]psychologistsforfuture.org oder bei Gruppenkonflikten (gerne frühzeitig!) an Konfliktmoderation for Future über das Kontaktformular der Psychologists for Future

Katharina van Bronswijk, Psychologists/Psychotherapists For FutureZu guter Letzt: Wenn Ihr unsere Arbeit gut findet, dann freuen wir uns über eine Spende:
Finanzielle Unterstützung für Psychologist for Future

Katharina van Bronswijk,
Psychologists/Psychotherapists For Future

 

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