Solarcamp for Future – Anpacken für mehr Klimaschutz
erschienen im Parents-Newsletter #26 (Mai 2023)
Wir schreiben das Jahr 2022. Die Menschheit bewegt sich ungebremst in Richtung Klimakatastrophe. Russland hat die Ukraine überfallen und die dadurch bedingte Energiekrise sowie eine veränderte Wirtschafts- und Energiepolitik lassen die Nachfrage nach PV-Anlagen deutlich ansteigen. Gleichzeitig fehlen überall in Deutschland Arbeitskräfte zur Errichtung ebenjener Anlagen, mit denen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert würde und besserer Klimaschutz möglich wäre.
In dieser Situation stellen sich überall im Land Bürger*innen die Frage, was sie selbst tun können, um die dringend notwendige Energiewende hin zu erneuerbaren Energien endlich in Schwung zu bringen. Und so beschließen im Frühling 2022 engagierte Personen von der Regionalen Energie- und KlimaschutzAgentur e. V. Braunschweig (r-eka e. V.) und Fridays for Future Braunschweig, gemeinsam Neues zu wagen.
Im August ist es dann so weit: Das erste Solarcamp (noch unter dem Namen „Energiecamp“) in Braunschweig findet mit 21 Teilnehmenden statt. Diese erlernen die theoretischen und praktischen Grundlagen im Bereich der Installation von Photovoltaik-Modulen. Nach der ersten Woche können sie sich sicher auf einem Dach bewegen, Schlitze für Kabel in Dachziegel fräsen, Aluminiumschienen auf Dachsparren festschrauben und PV-Module darauf befestigen. Zudem haben sie elektrotechnisches Basiswissen vermittelt bekommen. Die Abende nach den theoretischen und praktischen Teilen der Schulung und das Wochenende verbringen sie mit gemeinsamem Kochen, Spielen, Musizieren, Schwimmen im nahegelegenen See, Gesprächen rund um Klimaschutz und Klimagerechtigkeit und weiteren gemeinschaftlichen Aktivitäten.
Dann beginnt die zweite Woche, in der es gilt, bei Handwerksunternehmen rund um Braunschweig die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten in Praktikumseinsätzen auf verschiedenen Baustellen anzuwenden und zu vertiefen. Ziel der Schulung ist nämlich, möglichst viele der Teilnehmenden zu einer Ausbildung im Bereich der Photovoltaik- Installation zu motivieren oder – insbesondere Studierende – zu einer Nebentätigkeit in diesem Umfeld. Auf der anderen Seite haben Unternehmen so die Möglichkeit, direkt mit potenziellem Nachwuchs in Kontakt zu kommen. Mit der Verleihung der Zertifikate „Photovoltaik- Hilfskraft“ endet die Schulung in Braunschweig dann nach 12 Tagen.
Doch die Geschichte endet hiermit nicht. Im Gegenteil, dieses erste „Solarcamp“ markiert den Startpunkt einer neuen Initiative, die ab Sommer 2023 überall in Deutschland einen Beitrag leisten will zur schrittweisen Überwindung des Fachkräftemangels im PV-Handwerk:
Solarcamp for Future
Unter diesem Namen beginnt ab Ende 2022 die Dokumentation der bei der Organisation in Braunschweig gemachten Erfahrungen. Es entstehen ein Musterprojektplan, ein Handbuch mit vielen Tipps und Tricks, Checklisten und weitere Dokumente, mit denen möglichst viele Gruppen in Deutschland bei der Vorbereitung lokaler Solarcamps unterstützt werden sollen. Eine erste Informationsveranstaltung im März 2023 zeigt, dass das Interesse an einem Solarcamp im eigenen Ort bei vielen Leuten vorhanden ist. Herausforderung ist und bleibt natürlich, ausreichend Engagierte zu finden, die bereit sind, bei der Erledigung der zahlreichen Aufgaben mitzuwirken, die im Rahmen der Vorbereitung eines Solarcamps zu erledigen sind.
Denn das sind nicht wenige. Allein das Handbuch listet fast einhundert Schritte auf, die abhängig von den lokalen Rahmenbedingungen relevant sein können. Da braucht es Vereinbarungen, um aus der entstehenden Gruppe ein Team werden zu lassen. Dann muss ein Veranstaltungsort gefunden werden, ist der Aufbau eines Netzwerkes aus unterstützenden Handwerksunternehmen (zur Bereitstellung von Lehrkräften, Praktikumsund Ausbildungsplätzen) und weiteren Organisationen notwendig, müssen Übungsdächer errichtet und Werkzeuge beschafft werden, ist die Versorgung im Camp mit Verpflegung, Getränken und Sonnencreme zu gewährleisten. Auch müssen unterschiedliche Regeln definiert werden für das Verhalten während der Schulung, für die Werkzeugausgabe, für das gemeinsame Kochen und Abwaschen bei Selbstversorgung.
Und für all das muss die Finanzierung sichergestellt werden. Bei bis zu 50.000 Euro liegen die Kosten für eine Schulung mit 25 Teilnehmenden – das ist die Erfahrung aus dem „Prototypen“ in Braunschweig. Auch hierbei möchte das auf der Bundesebene tätige Projektteam die lokalen Teams unterstützen. Mit einem Crowdfunding über soziale Netzwerke und dem Spendenaufruf auf der Webseite Solarcamp for Future sollen möglichst tausende Menschen erreicht werden. So können Personen in ganz Deutschland, denen es wichtig ist, die Energiewende voranzubringen, gemeinsam mit vielen kleinen Geldbeträgen Großes bewirken.
Nun ist es wieder Frühling. In Kassel, Lüneburg, Aachen, Freiburg, Darmstadt und weiteren Orten sind die Vorbereitungen für die im Sommer geplanten Solarcamps in vollem Gange. In anderen Orten bilden sich gerade Solarcamp- Gruppen, Engagierte in den Verwaltungen großer und kleiner Kommunen haben die Idee aufgegriffen und planen die Durchführung für das kommende Jahr und auch bei immer mehr Politiker*innen ist das zarte Pflänzchen „Solarcamp for Future“ inzwischen ein Begriff.
Jetzt liegt es an uns allen, aus dem Pflänzchen eine kräftige Pflanze werden zu lassen, die mit vielfältigem ehrenamtlichem Engagement die Energiewende in Deutschland und vielleicht auch darüber hinaus anschiebt. Mit Deiner Mitarbeit im zentralen Projektteam kann dies gelingen. Daher melde Dich bitte über die Webseite, wenn Du unterstützen möchtest.
Was Du außerdem machen kannst:
- Folge @solarcampforfuture auf Instagram und markiere dort weitere Personen.
- Verbreite die Informationen zu dieser Initiative in Deinem Umfeld.