Was das Dachdeckerhandwerk mit Klimaschutz zu tun hat
erschienen im Parents-Newsletter #22 (Oktober 2022)
In der Reihe "Klima Top Jobs" stellen wir nachfolgend das Dachdeckerhandwerk unter dem Blickwinkel des Klimaschutzes vor.
Als ich vor 8 Jahren im Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks meine Arbeit als Pressesprecherin aufnahm, hatte ich, ehrlich gesagt, wenig konkrete Vorstellung vom Dachdeckerhandwerk. „Das sind die Jungs, die Ziegel aufs Dach werfen und dabei laute Musik hören.“ Etwas überspitzt formuliert, aber das trifft im Kern das, was auch heute noch viele über den Beruf denken. Ich wurde aber sehr schnell eines Besseren belehrt.
Vielfältiges Dachdeckerhandwerk
Das begann damit, dass ich überhaupt erstmal eine ganze Reihe Dachdecker – und auch Dachdeckerinnen – kennenlernte und sehr schnell von der Kompetenz und dem Fachwissen beeindruckt war. So lernte ich erst einmal, wo überall im Haus Dachdecker und Dachdeckerinnen Hand anlegen: Das fängt beim Abdichten im Keller an und auch Balkone stehen auf der Agenda. Ganz wichtig für das energetische Sanieren ist das Dämmen der obersten Geschossdecke sowie der Dächer, und auch die Fassade wird von Dachdecker*innen energiesparend verpackt. Der Fenstertausch im Dach geht ebenfalls aufs Dachdecker-Konto, ebenso wie die Installation von Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen. Und auch das ein oder andere Gründach wird vom Dachdeckerhandwerk angelegt. Wenn Dachdecker-Azubis von ihrem Beruf erzählen, dann schwärmen sie vor allem von drei Dingen:
- Ich sehe abends, was ich tagsüber gemacht habe.
- Ich habe mit einer unglaublichen Vielfalt an Materialien zu tun.
- Ich bin immer draußen an der frischen Luft und hab eine tolle Aussicht.
Entgegen dem Trend konnten wir bei den Azubizahlen in den letzten fünf Jahren zulegen und es kommen auch immer mehr junge Frauen auf den Geschmack, auch wenn der Frauenanteil mit 2 % noch ausbaufähig ist. Beim gerade zu Ende gegangenen deutschlandweiten Wettbewerb im Dachdeckerhandwerk gingen übrigens Platz 1 und 2 an zwei jungen Damen.
Aufstiegsmöglichkeiten
Wer sich entschließt, ins Handwerk zu gehen, hat viele Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung. Nach dem Gesellenabschluss gehen rund 500 Dachdecker*innen pro Jahr in die Meister*innenausbildung. Damit dürfen sie dann selbst ausbilden und einen eigenen Betrieb führen. Sie können sich auch zum Gebäude-Energieberater weiterbilden und nehmen so einen wichtigen Job bei der Beratung von Hauseigentümer*innen wahr, z. B. wenn es um die energetische Sanierung geht. Es gibt einen neuen Lehrgang zum Photovoltaik-Manager, der Gründach-Manager folgt in Kürze. Übrigens: dreckig und körperlich anstrengend kann der Job nach wie vor sein, aber durch Kräne, Lastenaufzüge, Einsatz von Drohnen sowie strenge Arbeitsschutzregelungen hat sich in den letzten Jahren vieles verbessert.
Wir brauchen alle Hände für die Energiewende
Es gibt eine Menge guter Gründe, dieses Handwerk zu erlernen, das mittlerweile auch als klimarelevanter Schlüsselberuf gilt. Abgesehen davon ist es ein sicherer Beruf: In der Coronazeit und selbst jetzt hat das Dachdeckerhandwerk gut zu tun. Aber ich möchte an dieser Stelle gar nicht plakativ fordern: Werdet alle Dachdecker*in. Es geht auch nicht um ein Gegeneinander von Ausbildung und akademischer Laufbahn. Wir benötigen beides: Architekt* innen, Städteplaner*innen, Ingenieur*innen, aber eben auch das Handwerk mit all seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Schön wäre, wenn sich beide auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen, wenn sie gemeinsam auf Baustellen die Energiewende mitgestalten: Wir brauchen alle Hände für die Energiewende!
Auf der Nachwuchsplattform dachdeckerdeinberuf.de gibt es viele Infos und die Möglichkeit, sich für ein Praktikum oder eine Ausbildung zu bewerben.
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH)
JOBBÖRSEN ZUM KLIMASCHUTZ