PERFORMING FOR FUTURE

BÜNDNISPARTNER VORGESTELLT - PERFORMING FOR FUTURE

erschienen im Parents-Newsletter #25 (März 2023)

Performing for FutureTheater klimaneutral. Geht das zusammen? Dieses Thema treibt zunehmend Künstler:innen, Organisator:innen und Mitarbeiter:innen aller Gewerke in den darstellenden Künsten um. Seit 2021 bildet sich mit „Performing for Future – Netzwerk Nachhaltigkeit in den darstellenden Künsten“ ein bundesweiter Austausch, der neue Standards setzen möchte – weg von der Verschwendung als Privileg der Kunstfreiheit, hin zur Wiederverwendung als künstlerisches Potenzial. Jörg Weißenborn sprach mit Valeria Geritzen und Christine Ruynat von Performing for Future über die Anfänge, Vermittlungsarbeit im Kultursektor und 7.000 Setzlinge, die in diesem Jahr feierlich gepflanzt werden.

Frage: Wie ist PerformingFF entstanden?

Antwort: Viele in den darstellenden Künsten kennen dieses Paradox: sich tagtäglich mit gesellschaftlichen Fragen, Dystopien und Utopien für die Bühne zu befassen und gleichzeitig in einem eher starr organisierten, oftmals prekären und nicht nachhaltigen Arbeitsumfeld zu agieren. Das machte die Pandemie mehr als deutlich.

Um das zu verändern, brauchte es einen Anstoß: Die Online- Plattform nachtkritik.de lud am 19. Januar 2021 zu einem Live Panel zum Thema „Theater klimaneutral?“ in den digitalen Raum. Dort stellten u.a. der „Save the World“ e. V. und das Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien ihre Arbeit rund um Klimaschutz und Kultur vor.

Das Interesse im parallelen Chat war so groß, dass eine Telegram-Gruppe gestartet wurde. Es folgte eine Facebook- Gruppe, dann erste Zoom-Meetings. AGs wurden gegründet und erste Vorhaben auf den Weg gebracht. Das lief zunächst unter dem Namen „Theater und Nachhaltigkeit“, seit 2022 offiziell unter „Performing for Future – Netzwerk Nachhaltigkeit in den darstellenden Künsten“.

Frage: Wer sind die Aktiven und wie seid Ihr organisiert? Also gibt es Ortsgruppen o. Ä.? Und pflegt Ihr Kooperationen?

Antwort: Wir stehen auf der Bühne oder organisieren dahinter. Festangestellte und Freelancer, aktiv in allen Gewerken des Theaters bzw. in assoziierten Kulturbetrieben. Durch den Start während der Pandemie sind wir uns zunächst nur online begegnet, wodurch wir automatisch städte- und länderübergreifend agieren. Ortsgruppen gibt es nicht, aber in vielen Theatern schon Nachhaltigkeits- AGs. Es ist unser Ziel, Vernetzung, Austausch und vor allem bewusstes Handeln voranzutreiben.

Im Herbst 2021 schloss sich unser Netzwerk mit der Nachhaltigkeits- AG des Bundesverbandes Freie Darstellende Künste e. V. (BFDK) zusammen. Gemeinsam konnten wir eine Strukturförderung via Neustart Kultur (Fonds Darstellende Künste) bekommen und das Programm „Performing Arts – Performing Future“ ins Leben rufen, über welches wir im Bereich der freien darstellenden Künste Beratung und Workshops zu Nachhaltigkeit und analoge Netzwerktreffen organisieren.

Frage: Woher stammt das Wissen zu ökologischer Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb und am Theater? Gibt es da Vorreiter? Und wie gebt Ihr es weiter?

Antwort: Viele Länder sind bei der Transformation zu einer ökologisch nachhaltigen Kultur schon viel weiter. Besonders hervorzuheben ist die britische NGO „Julie´s Bicycle“, die auf Basis von Studien im Bereich Klima und Ökologie wichtige erste Leitfäden verfasst und auch CO2- Rechner exklusiv für den Kulturbereich entwickelt hat. Solche Rechner wurden erstmals 2021 in Deutschland für eine Studie der Kulturstiftung des Bundes angewendet, um prototypisch die Anforderungen zur Senkung von CO2-Emissionen an Museen, Theatern, Konzertstätten und Bibliotheken zu ermitteln. Das Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit versucht, dieses Wissen und diese Methodiken in die Breite der Kulturlandschaft zu tragen und bietet seit 2021 eine Weiterbildung zu Transformationsmanager: innen in Kultur und Medien an. Auch einige Mitglieder unseres Netzwerks haben diese Weiterbildung schon absolviert.

Claudia Roth trifft Akteurinnen vom Staffellauf beim Augsburger Klimafestival „endlich“, eingeladen vom „Save the World“ e. V. und Staatstheater Augsburg
Foto: Konstanze Grotkopp - Claudia Roth trifft Akteurinnen vom Staffellauf beim Augsburger Klimafestival „endlich“, eingeladen vom „Save the World“ e. V. und Staatstheater Augsburg

 

Hinzu kommt das praktische Wissen des Netzwerks. Es gibt viel Potenzial, an Theatern nachhaltig zu arbeiten. Z. B. Material wiederverwerten. Die meisten Theater besitzen einen Fundus und pflegen gut sortierte Materiallager. Es gibt erste Theaterstätten-unabhängige Materialvermittlungen – eines unserer Ziele ist es, den Materialaustausch zwischen den Theatern voranzubringen. Da gibt es noch einige juristische Hürden zu überwinden.

Dieses Wissen teilen wir seit Anfang 2022 auf unserer Wiki-Seite „Theater und Nachhaltigkeit“ als open-source und laden herzlich zum Mitgestalten ein!

Frage: Angenommen, ein Theater kommt zu Euch und sagt: „Wir möchten gern nachhaltiger werden.“ Was antwortet Ihr denen?

Antwort: Dann sagen wir: Super! Lasst es uns anpacken. Besteht ein Budget für die Transformation, können wir Euch z. B. mit unseren Transformationsmanager:innen vernetzen, die Euch in den Feldern der Betriebsökologie und beim Strukturaufbau für nachhaltiges Handeln systematisch unterstützen.

Workshop und Eröffnung der Konferenz im Rahmen des Augsburger Klimafestivals „endlich“, eingeladen vom „Save the World“ e. V. und Staatstheater Augsburg
Foto: Konstanze Grotkopp - Workshop und Eröffnung der Konferenz im Rahmen des Augsburger Klimafestivals „endlich“, eingeladen vom „Save the World“ e. V. und Staatstheater Augsburg

 

Es gibt auch erste kostenlose Hilfen, z. B. der Ecorider des BFDK oder unser Wiki zu Nachhaltigkeit. Diese und weitere Informationen findet Ihr auf unserer Website unter „Wissen“.

Die Finanzierung der nachhaltigen Transformation ist ein großes Thema und verlangt aktuell viel politisches Engagement und Lobbyarbeit. Unsere AG Politik hat dafür eine Handreichung – das ManifÖST – verfasst.

Frage: Was waren/sind Eure schönsten oder spannendsten Projekte bisher?

Antwort: Die schönsten Projekte sind jene, in denen wir unsere eigentliche Kompetenz ausspielen können: als Künstler:innen und Kulturschaffende.

Unsere Aktion „Der Staffellauf für’s Klima“ im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass viele Theater- und Kulturschaffende die Transformation wollen. Hätte man uns im Vorfeld gesagt, es würden 49 Theater für das Klima mit dem Fahrrad durch ganz Deutschland fahren, um gemeinschaftlich den Fokus auf zwei Bäumchen zu legen, die Natur also zum Hauptakteur zu machen, hätten wir es nicht geglaubt. Hier knüpfen wir 2023 an – mit unserer neuen Aktion: 7.000 Setzlinge – Szenen für Morgen (siehe unten).

Frage: Was wünscht Ihr Euch für die nähere Zukunft? Wo braucht Ihr Unterstützung?

Antwort: Unser Ziel ist mehr Reichweite und Sichtbarkeit für nachhaltige Theaterarbeit und Klimaschutz als Thema auf der Bühne. Der beste Anlass dafür ist unsere aktuelle Aktion 7.000 Setzlinge – Szenen für Morgen.

Wir möchten neue Standards für Materialgebrauch und Betriebsökologie am Theater setzen. Dafür brauchen wir im Netzwerk noch mehr Aktive, um unser hauptsächlich ehrenamtliches Engagement besser aufzuteilen und mehr Zeit für die praktische Umsetzung unserer nachhaltigen Konzepte zu generieren.

Frage: Wie kann man mit Euch in Kontakt treten?

Anwort: Gern per E-Mail. Alle wichtigen Kontakte findet Ihr auf unserer Webseite. Zudem könnt Ihr unseren Newsletter abonnieren und/oder uns auf Instagram und Facebook up to date verfolgen.


Valeria Geritzen
Foto: Christian Bierwirth

Valeria Geritzen (Berlin/Erd-Charta-Stadt Warburg) ist selbstständig in den Bereichen Strategie, Konzept, Kommunikation, Kunst und Kultur und arbeitet als Transformationsmanagerin Nachhaltigkeit.

 

 

 

 


Christine Ruynat
Foto: Lutz Knospe

Christine Ruynat ist freischaffende Bühnenund Kostümbildnerin, Mitautorin von „Die Grüne Bühne – Nachhaltiges Entwerfen und Produzieren in Bühne und Kostüm“ des Szenografie- Bund e. V. und Aktivistin bei Performing for Future.

 

 

 

 


7000 SetzlingeMITMACHEN!

Die AG Arts in Action sammelt neue dramatische und poetische Szenen, Texte, Gedichte und auch Liedtexte, die am Freitag, 22.09. und Samstag, 23.09. überall in Deutschland zur Uraufführung kommen sollen. Die Möglichkeiten der Aufführung sind groß: als eigenständige Präsentation oder als Zusatz einer Kulturveranstaltung, als Eröffnung oder Epilog, ein einzelner Text oder mehrere collagiert. Eingeladen sind alle: Theaterprofis genauso wie Begeisterte aus dem Amateurbereich – freie Gruppen, Schulen, Initiativen, Vereine und Einzelpersonen – können sowohl als Autor:innen der „Szenen“ und/oder auch als Performer:innen für eine Aufführung im September aktiv werden. Abschließend sollen wie schon 2022 kleine Setzlinge im Umfeld der Präsentationsstätten eingepflanzt und somit im ganzen Bundesgebiet neue „Szenen von Morgen“ gedeihen.

Im März/April finden Informationsveranstaltungen sowie drei hybride Schreibwerkstätten statt, gemeinsam mit Writers for Future und unterstützt vom BFDK. Einsendeschluss für Texte zu „7.000 Setzlinge – Szenen für Morgen“ ist der 16. April 2023.

Alle wichtigen Infos zu Terminen und Anmeldung findet Ihr auf unserer Website unter Projekte.

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