Täuschung durch die Bau-ARGE ÖPP A 49?

Pressemitteilung der Parents for Future AG Danni lebt vom 30.03.2023

Täuschung durch die Bau-ARGE ÖPP A 49?
Fehlende Beprobung von über 11.000 Tonnen Erde aus einer mit Hexyl kontaminierten Baugrube 

Jüngste Einsichtnahmen im Regierungspräsidium in Gießen offenbaren: über 11.000 Tonnen Erde, die im Rahmen einer Nachuntersuchung hätten beprobt werden müssen, liegen unbeprobt auf der Autobahntrasse der A49. 

Bild1
1 Bereich zwischen BW 9 und 10. Quelle: https://www.danni-lebt.de/un-recht/bau-arge/beprobung

Diese Nachuntersuchung war angeordnet worden, nachdem Anwohner:innen am 8. Mai 2022 innerhalb des Geländes der ehemaligen Sprengstofffabrik der WASAG an der Artilleriestraße in Stadtallendorf im Trassenbereich der umstrittenen A49 durch den Dannenröder Forst gelbe Klümpchen gefunden, die sich als hochgiftiges Hexyl  (1) erwiesen.  Daraufhin wurde bis zum Abschluss einer Nachuntersuchung ein Baustopp verhängt. Diese umfasste eine Freimessung der Baugrube wie auch der über 12.000 Tonnen an Erde, die aus der Baugrube bereits in einen anderen Bereich der Trasse in die sensible Wasserschutzzone II verlagert worden waren. Untersucht wurde dafür eine Dammaufschüttung zwischen Bauwerk 9 und 10 der Autobahn (vgl. Foto.) (2) 

Aus den Fuhrscheinlisten lässt sich allerdings entnehmen:

  • Erst eine Woche nach Beginn der Ausgrabung der kontaminierten Baugrube, am 9. und 10.5.22, wurden 1.490 Tonnen Erde zwischen Bauwerk 9 und 10 eingebracht. Diese Erde war anschließend von 11.220 Tonnen anderem Material überlagert worden (3). Damit hat eine mehr als 7,5fache Verdünnung des Materials aus der Baugrube an der Artilleriestraße stattgefunden, die die Beprobung nicht aussagekräftig macht. (4) 
    Bild 2
    2 Bereich zwischen BW 9 und 10

     

Ferner zeigen die Fuhrscheinlisten: 

  • Von der Artilleriestraße (Bauwerk 3) wurden ab dem 2.5.22 11.580 Tonnen in den nicht beprobten Bereich zwischen Bauwerk 8 und 9 abgelagert – diese Erde ist sehr viel wahrscheinlicher kontaminiert als die später abtransportierte aus den tieferen Schichten der Baugrube. 

Das bedeutet: nur gut 10 % der aus der betroffenen Baugrube verlagerten Erde wurde beprobt. Fast 90 %,  über 11.000 Tonnen Erde aus dem oberen Bereich der mit Hexyl kontaminierten Baugrube - liegt immer noch unbeprobt in der Wasserschutzzone II! 

Viele Fragen sind offen:

  1. Hatte das Regierungspräsidium Gießen Kenntnis darüber, dass laut den Fuhrscheinlisten ein Großteil der Erde zwischen Bauwerk 8 und 9 abgelagert wurde oder hat die Bau-ARGE dem Regierungspräsidium diese Information vorenthalten? 
  2. Wie kommt es, dass laut den Fuhrscheinlisten noch bis zum 25. Mai über 10.000 Tonnen Erde in den Bereich zwischen Bauwerk 9 und 10 eingebracht wurde, obwohl dort nach die Aussage des Regierungspräsidiums Gießen ein Baustopp verordnet war?
  3. Warum setzt das Regierungspräsidium, das bereits Mitte März über die Widersprüche zwischen Fuhrscheinlisten und Ergebnisbericht zur Nachuntersuchung informiert wurde,  keinen Teil-Baustopp um, obwohl unübersehbar ist, dass die angeforderte Nachbeprobung des verlagerten Materials aus der Artilleriestraße nur unzureichend stattgefunden hat? (5)

Es scheint, als ob die Bau-ARGE mit voller Absicht riskiert, dass das Wasser, das von 500.000 Menschen der Rhein-Main-Region genutzt wird, mit Sprengstoffen kontaminiert wird und daran vom Regierungspräsidium in Gießen nicht gehindert wird.

Parents for Future Germany / AG Danni lebt
Kirsten Prößdorf, 
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Tel. 0177/ 4225121
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Quellen:

1) https://www.danni-lebt.de/un-recht/baustopp/
2) Siehe Born/Ermel, Ergebnisbericht zur Freimessung der Baugrube an der Artilleriestraße und des ausgebauten Materials vom 2.8.22, S. 1 und 12. Hier wurden keine Auffälligkeiten festgestellt, so dass der Baustopp am 17. August 2022 aufgehoben wurde- https://rp-giessen.hessen.de/presse/baustopp-aufgrund-altlastenverdacht…
3) 4.570 Tonnen dieser Erde stammte aus dem unverdächtigen Bereich von Bauwerk 7,  6.650 Tonnen aus einem anderen Teil des WASAG Geländes. Diese Erde ist optisch nicht von der Erde aus der Artilleriestraße zu unterscheiden.
4) In dem Nachbericht ist dokumentiert, dass die Erde in unterschiedlichen Tiefen und in unterschiedlichen Mächtigkeiten eingebaut war (S. 11), dass dennoch nur der oberste Meter beprobt wurde (S.12) und dass es etliche Proben gab, die zu einem Großteil keine Erde aus der Artilleriestraße enthielten (S. 14).
5) Fragen ließe sich auch: Warum wurde die Erde unter der Artilleriestraße nach dem Aufreißen der Straße nicht schon vor Ort beprobt, wo doch der Bereich bei der Sanierung „bewusst ausgenommen“ wurde, da die Straße nicht aufgerissen werden sollte? https://www.ffh.de/nachrichten/hessen/mittelhessen/310602-bericht-baust…

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