Die Jugend, die niemals aufgab
von Inga Thao My Bui, Students for Future Mainz (@meinnameistmy)
vorgetragen um globalen Klimastreik am 25.03.2022
erschienen im Newsletter #18 (April 2022)
Hallo zusammen, schön, dass ihr hier seid.
Und mit uns gemeinsam immer noch streikt.
Für mich ist es schon fast 3 Jahre her,
dass ich für mehr Klimaschutz und -gerechtigkeit
auf die Straße ging.
Und leider haben wir das Ziel noch lange nicht erreicht,
weshalb ich immer noch Klimaaktivistin bin.
Und ich kann meine Gedichte, die ich damals schon schrieb
Einfach wiederholen, weil viel zu viel beim Alten blieb.
Aber ich möchte etwas Neues schreiben
In der Hoffnung, dass auch wir nicht weiter beim Alten bleiben.
Wieso gehst du mit uns hier demonstrieren?
Aus Angst, dass wir sonst die Erde verlieren?
Oder ist es die Wut, die dich rasend macht
Weil die Politik es mal wieder nicht schafft?
Oder gehst du auf die Straße,
weil es dich so sehr bedrückt
Und das Gefühl von Ohnmacht immer näher rückt?
Oder fühlst du vielleicht auch die Schuld,
die wir indirekt tragen
durch unsere Kultur, durch unser Versagen?
Das sind Emotionen, die ganz natürlich sind.
Über Generationen, egal ob alt oder Kind.
Wir fassen Fakten eben nicht nur mit dem Kopf
Wir lassen sie zum Herzen, bis es heftig klopft.
Und dann treffen sie Nerven,
sodass alles verschwimmt
Statt dass Sinne sich schärfen,
Weil die Panik übernimmt.
Leider passiert es überall
fast in jedem Fall,
dass Menschen verzweifeln und aufgeben wollen
Und warum sollen
wir denn überhaupt noch was machen
Es hat eh keine Wirkung,
wir können's auch lassen.
Aber nein, damit geben wir uns nicht zufrieden.
Wir bleiben nicht einfach in der Untätigkeit liegen.
Auch wenn alles so aussichtslos scheint
Kommen wir zusammen, wollen wir vereint
Uns der Herausforderung entgegen stellen
Indem wir für uns eine Entscheidung fällen:
Ich entscheide mich für eine gerechte Welt
In der auch Geld sich an Grenzen hält
Ich entscheide mich für das Recht auf Leben
Dass wir allen Menschen die gleichen Chancen geben.
Ich entscheide mich für eine gesunde Erde
In der ich gerne irgendwann mal Mutter werde.
Aber trotz dieses Zusammenhalts,
fällts auch mir manchmal sehr schwer
Vor allem dann, wenn nach ner Zeit
der Gedanke kommt, ich kann nicht mehr.
Denn kein Erfolg mindert die Lust
Und dann hinzu, wird mir bewusst
Dass wir hier von Zukunft reden
Wobei es schon längst um Leben
Und Tod geht
Und woanders der Zeiger schon auf fünf nach zwölf steht.
Stellt euch mal vor, wie es für diejenigen ist
Die die Krisen schon jetzt so richtig hart trifft.
Weil es Hungersnöte gibt
Weil der Wasserspiegel kippt
Weil du die Luft nicht atmen kannst
Weil du nicht schläfst aufgrund von Angst
Weil du dein Hab und Gut verlierst,
Weil 'ne andere Macht in dein Land marschiert.
Weil du dann keine Arbeit hast
Weil du deinen Platz verlassen musst.
Und am Schluss
merkst du, dass du nichts dafür kannst
Weil es ganz weit weg, ein anderes Land
Offensichtlich nicht schafft,
sich an Regeln zu halten.
Da zeigt sich die Macht
Wenn unsere Herzen erkalten.
Und es passiert ja nicht nur jetzt,
die letzten paar Jahrhunderte
wunderte
sich niemand
Wie ein Land
wie unseres
an Reichtum und Wohlstand
gewann
obwohl es ja bekannt
ist, dass das alles nur
durch Ausbeutung ging
Kolonien on Tour
für maximalen Gewinn.
Mich macht es wütend,
wenn wir hier von Entwicklung sprechen
Und wir eigentlich meinen, Gesetze zu brechen
Oder sie gebrochen zu lassen
Anstatt uns endlich mal an die Nase zu fassen.
Die entwickelten Menschen sollen wir hier sein?
Nein, ich glaube das ist alles nur Schein
Wären wir so weit,
würden wir uns nicht mehr drüber streiten
Würden wir längst schon begreifen
Dass wir den Kurs jetzt ändern müssen
Um diese Erde noch zu schützen.
Es geht nicht darum, den Retter zu spielen
Oder auf Anerkennung abzuzielen
Nein, es bedeutet: Fehler einzusehen
Und eigene Versprechungen ernst zu nehmen
Auf Entschuldigungen Taten sprechen zu lassen
Und jetzt nicht noch einmal die gleichen Fehler zu machen.
Es bedeutet Verantwortung zu tragen
Systeme zu hinterfragen
Mit dem Konsum kurz aufzuhören
Um wirklich richtig zuzuhören.
Es geht hier nicht nur
um dich und um mich
sondern um unsere Kultur
des "betrifft mich nicht".
Ich weiß es schmerzt,
alles mitzufühlen
Aber fatal wäre es, wenn die Herzen abkühlen.
Wenn sie nichts mehr spüren,
kein Mitleid, kein Erbarmen
Wohin würd das führen
Ich kanns nur erahnen.
Deshalb ist so wichtig, dass wir Schmerz und Schuld empfinden
Uns aber nicht lähmen lassen, sondern die Ohnmacht überwinden.
Und das schaffen wir auch,
Deswegen sind wir ja laut
Und wir sind verbunden auf der ganzen Welt
Vor allem die Jugend, die heut zusammenhält.
Und ich hab so viel gelernt
als Teil dieser Bewegung
Hab mich nie vom Mut entfernt
weil ich weiß genau es geht um
mehr als nur ums Klima
Es geht darum wie man
sich als Teil dieser Weltgemeinschaft sieht
Und dass alles, was hier passiert
nicht hier bleibt,
sondern woanders weiter Geschichte schreibt.
Und natürlich sind wir nicht die ersten,
die für den Planeten kämpfen
Es gab viele, die sich wehrten
Und ich bin dankbar für die Menschen
Nicht nur hier im Norden,
da verleiht man Titel oder Orden
Nein, vor allem auch im Süden.
Wo sie selbst vertrieben nicht ermüden.
Und umso wichtiger ist hier
die Solidarität
Es geht darum dass wir
verstehen, dass es nur geht
wenn wir gemeinsam für Gerechtigkeit
auf die Straßen gehen
Jetzt ist genau die richtige Zeit
Um mit uns zusammen aufzustehen.
Und das ist gerade erst der Start,
Wir sind die Jugend, die niemals aufgab
Das wars von mir mit meiner Poesie
Vielen Dank fürs Zuhören, mein Name ist My.