Volles Haus: Die Klima-Monologe in Dortmund

Volles Haus: Die Klima-Monologe in Dortmund

Klima-MonologeAm 08.04.2025 fanden im ausverkauften Studio des Schauspielhauses die Klima-Monologe statt, Organisiert von den Parents for Future Dortmund. Drei Schauspielerinnen und ein Schauspieler erzählten begleitet durch Cello und Gesang von den Schicksalen und Kämpfen von vier Menschen im Angesicht des Klimawandels. Dem Ensemble gelang es hervorragend, das Publikum in das Leben der Protagonist:innen mitzunehmen. "Wie oft kann man alles neu aufbauen?" fragte man sich etwa mit einer Mutter aus Bangladesch angesichts einer nicht abreißenden Serie von Zyklonen. Und man fühlt mit, wenn eine Viehwirtschaft betreibende Pastoralistin im Norden Kenias aufgrund nie zuvor dagewesener Dürren um das Überleben ihrer Tiere ringt, für die Schulbildung ihrer Kinder kämpft und mit ihrer Familie gegen den Hunger kämpft. Drei eindringliche Perspektiven aus dem globalen Süden wurden ergänzt durch die Erlebnisse einer Krankenschwester, die nur knapp dem tödlichsten Flächenbrand in der Geschichte Kaliforniens entkommen konnte.

Klima-Monologe

Die sparsame wie eindrückliche Inszenierung erzielt ihre Wirkung auch dadurch, dass real existierenden Menschen, die eine respektablen Platz in ihrer jeweiligen Gesellschaft haben, eine Stimme gegeben wird. Regisseur und Autor Michael Ruf berichtete im Publikumsgespräch davon, wie er weltweit nach Menschen suchte, die bereit und in der Lage sind, ihre beeindruckenden, aber auch belastenden Geschichten zu erzählen. Mit diesen hat er ausführliche, manchmal mehrere Tage dauernde Interviews geführt und das Gesagte dann zu den Klima-Monologen verdichtet, ohne etwas hinzuzufügen.

Klima-MonologeDass dieses Konzept aufgeht und intensive Bilder im Kopf erzeugt, davon konnten sich in einer Nachmittagsvorstellung mehrere Dortmunder Schulklassen überzeugen. "Vier Naturphänomene, vier Personen und überall geht es um die Existenzgrundlage" fasste Lehrerin Regina Möglich von der Reinoldi-Gesamtschule das Gesehene zusammen. Schülerinnen der Gesamtschule Scharnhorst zeigten sich bewegt: "Das ging unter die Haut", sagte eine Schülerin. "Die Musik hat eine Spannung erzeugt, die das Stück von Anfang bis Ende getragen hat", ergänzte ihre Freundin. Ihr Fazit fiel durchaus selbst- und gesellschaftskritisch aus: "Wir ignorieren viel zu viel, anstatt etwas zu ändern. Und obwohl uns das heute sehr nahe geht, müssen wir aufpassen, das im Alltag nicht einfach wieder zu vergessen."

Klima-MonologeDie Frage, was man im Alltag angesichts der Größe der Klimakrise überhaupt tun kann, war auch nach der Abendvorstellung Thema. Für Regisseur Michael Ruf ein gewollter Effekt. "Wir sind damit als Zuschauer:innen in demselben Konflikt, der sich auch in den Charakteren des Stückes abzeichnet" erklärte er im Publikumsgespräch. So ringe auch die amerikanische Krankenschwester mit der Frage, was sie angesichts übermächtig erscheinender Entwicklungen machen kann. Am Ende gebe ihr ihre neugeborene Nichte einen Grund und die Kraft, weiterzukämpfen. Hier knüpfte im Nachgespräch Heike Kraft an, die als Lehrerin an der Höchstener Grundschule die Arbeitsgruppe 'Die Klimaköppe' initiiert hat. Beeindruckt davon, wie die Protagonist:innen um die Zukunft ihrer Kinder kämpfen betonte sie: "Kinder sind unsere Zukunft. Sie müssen das nötige Rüstzeug bekommen, um zukünftig klarzukommen. Wissen um ein nachhaltiges Leben und die Klimakrise sind da unumgänglich." Allerdings seien Schulen schlecht gerüstet, um sich - neben vielen anderen Aufgaben - auch noch diesem Thema zu stellen. Vera Wülker von den Psychologists for Future zeigte Wege für einen gelungen emotionalen Umgang mit dem Thema auf: "Wenn wir unsere Gefühle zum Klima verdrängen, verschwenden wir unsere Energie dafür, alles von uns fern zu halten. Wenn Gefühle zu raumgreifend werden, können sie aber auch alle Energie verschlingen. Sofern es uns aber gelingt, zu akzeptieren, was wir nicht ändern können, dann bleibt uns genug Kraft, um all das anzugehen, auf das man durchaus Einfluss hat. Am besten gemeinsam mit anderen."

Klima-Monologe

 

Trailer zu den Klima-Monologen

Leigh-Ann - Krankenschwester erzählt von dem tödlichsten Flächenbrand in der Geschichte Kaliforniens

 

Johora aus Bangladesch erzählt vom Zyklon Aila

 

Kabale erzählt von einer Dürre im Norden Kenias

 

Danial, Klimaaktivist aus Pakistan, erzählt von der Überflutung seines Dorfes durch den Ausbruch eines Gletschers

 

KLIMA-MONOLOGE bei den ERDGESPRÄCHEN in Wien 2024

 

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