Artikel von Swantje Werner für das lokale Wochenblatt:
Angst haben – und handlungsfähig bleiben!
Wie Eltern und Kinder den Schreckensbildern der Klimakrise etwas entgegensetzen können.
Kranke Bäume, knapper werdendes Wasser auch in Deutschland und immer wieder neue Schreckensbilder aus aller Welt – die Nachrichten zur Klimakrise sind oft schwer erträglich. Und sie verursachen häufig Gefühle von Überforderung und Hilflosigkeit, manchmal auch Schuld, gerade in der Generation der Eltern und Großeltern. Nicht selten erscheinen die Probleme so groß, dass auch engagierte Erwachsene automatisch versuchen, sich abzulenken, um nicht in Sorgen und Hoffnungslosigkeit zu versinken - gerade der Kinder wegen, die starke Erwachsene ja auch in ihrem heutigen Alltag brauchen.
„Aber das Thema aus dem Familienalltag auszusparen, ist keine günstige Strategie“, sagt Katharina van Bronswijk, Psychotherapeutin in Schneverdingen und Sprecherin der Bewegung „Psychologists/Psychotherapist for Future“. Denn dadurch nehme man den Kindern die Möglichkeit, sich wirksam zu fühlen – auch im Angesicht schwieriger Gefühle und Probleme. Man könne durchaus auch mit kleineren Kindern, aber in altersgerechter Weise über das Thema sprechen. Vielleicht nicht am Abend direkt vor dem Einschlafen, besser am Wochenende mit etwas Zeit und Ruhe zum gemeinsamen Nachdenken und Fragen stellen.
„Der Fokus sollte darauf liegen, konkret etwas zu machen, insbesondere Kindern zu ermöglichen, etwas für die Natur zu tun und sich mit ihr verbunden zu fühlen, z. B. Lebensmittel vom Bauernhof holen, eine Futterstätte für Vögel bauen, einen bienenfreundlichen Platz im Garten anlegen“, sagt die Psychotherapeutin. Auch Dinge selber herstellen, z. B. Kosmetik oder Nahrungsmittel oder gemeinsam Gegenstände zu reparieren, seien gute Möglichkeiten, um Kindern zu vermitteln, wie sie gemeinsam mit Eltern oder Großeltern die Dinge und damit letztlich auch das Klima schützen können.
Ältere Kinder mit entsprechendem Interesse können z. B. in den Kinder- und Jugendgruppen von Verbänden wie Greenpeace oder dem BUND aktiv werden. Dabei hätten Studien gezeigt, dass es für die Kinder sehr wichtig ist, wenn Eltern sie in ihrem Engagement unterstützten.
Gemeinschaftliches Engagement ist laut van Bronswijk grundsätzlich förderlich für das Erleben von Zuversicht im Angesicht schwieriger Situation – für Kinder ebenso wie für Erwachsene. Jedoch sei angesichts der Größe der anstehenden Aufgaben auch klar, dass es nicht nur um praktische Aktionen vor Ort gehen könne. „Erwachsene müssen sich auch um ihre politischen Einflussmöglichkeiten kümmern“, so van Bronswijk. „Die jüngeren Fridays for Future sagen sehr zu Recht zur Generation der Erwachsenen: Ihr seid im Wahlalter, Ihr wählt für uns, ihr wählt die Zukunft Eurer Kinder.“