Rotkäppchen und der Wolf oder Märchenstunde in Bayern
erschienen im Parents-Newsletter #27 (Juli 2023)
Der wöchentliche Podcast „Oma, Opa erzählt mal“ der Grandparents for Future spannt in dieser Folge den Bogen von den Brüdern Grimm zur bevorstehenden Landtagswahl in Bayern. Nachfolgend der Podcast in Schriftform – vielleicht für den bayerischen Wahlkampf geeignet?
Das Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf kennt Ihr. Aber da heute im Kindergarten und in der Schule Märchen nicht mehr erzählt oder gelesen werden, sei es hier noch einmal kurz vorgestellt.
Rotkäppchen ging mit einem Korb mit Kuchen zu ihrer Großmutter im Wald. Im Wald traf sie den Wolf, der sie dazu überredete, doch erst mal einen Blumenstrauß zu pflücken. Der Wolf rannte dann schnell zum Haus der Großmutter, verschluckte die Großmutter und legte sich in ihr Bett. Als Rotkäppchen kam und im Bett der Großmutter den verkleideten Wolf sah, war sie misstrauisch. „Großmutter, was hast du für große Augen. Großmutter, was hast Du so einen großen Mund.“ Aber der Wolf machte kurzen Prozess und verschluckte auch das Rotkäppchen. Dann kam der Jäger und erschoss den Wolf, schnitt ihm den Bauch auf und befreite Rotkäppchen und die Großmutter.
Soweit dieses Märchen. Natürlich ist das völlig unrealistisch: Ein Wolf kann keinen Menschen verschlucken.
Aber Märchen sind ja Märchen. In Märchen geht es nur darum, dass der Gute gewinnt oder gerettet wird.
Und jetzt kommen wir zur Klarstellung über den Wolf:
- Ein Wolf greift in der Regel keinen Menschen an.
- In Deutschland wurden im letzten Jahr 7000 Menschen durch Kühe verletzt und neun Menschen getötet.
- Es ist in Deutschland nicht bekannt, dass ein Wolf im letzten Jahr einen Menschen angegriffen hat.
- In den letzten 20 Jahren wurden in Europa, also in allen europäischen Ländern, zwei Menschen durch Wölfe getötet.
So, das sind also die Tatsachen über diesen bitterbösen Wolf. Der Wolf ist eigentlich ein scheues Tier, man begegnet nicht einfach einem Wolf im Wald. Und wenn doch, macht der Mensch sich groß und der Wolf rennt davon.
Aber das alles gilt nicht in Bayern!
In Bayern gibt es einen Regierungschef, der will wiedergewählt werden. Und der macht jetzt eine Kampagne gegen die Wölfe. Was machen die Wölfe Schlimmes? Gut, die Wölfe erbeuten Schafe.
Das ist nicht schön, aber die Schäfer werden entschädigt und Schäfer werden beim Kauf von Elektrozäunen finanziell unterstützt. Das schützt in der Regel die Schafe.
Aber da jetzt Wahlkampf in Bayern und gerade kein anderes politisches Thema greifbar ist, tönt dieser Mann damit, dass er Wölfe „entnehmen“ will. Was soll das bedeuten? Hiermit meint er, Wölfe durch Jäger erschießen zu lassen. Das Wort „entnehmen“ klingt so schön sauber und nett. Aber die Wölfe werden ja nicht einer Keksschachtel entnommen. Hier wird also Sprache missbraucht.
Und damit er die Wölfe erschießen lassen kann, macht er gleich eine Wolfsverordnung, die offensichtlich gegen deutsches und europäisches Recht verstößt. Gottseidank klagt der BUND, der Bund für Umwelt und Naturschutz.
Insbesondere in Bayern wird jetzt eine Hatz auf Wölfe veranstaltet. Aber in Bayern gibt es überhaupt nur drei Wolfsrudel; zum Vergleich: in Brandenburg sind es 45, in Niedersachsen 34. In Bayern muss man die Wölfe also fast mit der Lupe suchen…
Das ist ziemlich furchtbar. Wir müssten stolz darauf sein, dass Wölfe in Deutschland wieder heimisch geworden sind. In einer Welt, wo jedes Jahr Tausende von Tierarten durch Menschen ausgerottet werden, ist das ein gutes Zeichen. Aber wenn man Stimmung machen will für eine Wahl, dann muss man zur Jagd auf Wölfe aufrufen.
Und das macht derselbe Ministerpräsident, der seit Jahren die Starkstromtrassen nach Bayern verhindert und seit Jahren verhindert, dass in Bayern große Windräder aufgestellt werden.
Da wissen wir jetzt genau, wer dahintersteckt: Die sich christlich nennende Gruppe, die gegen die Energiewende kämpft und die gerne wieder Tierarten ausrotten will.
Liebe Wölfe, hütet Euch vor den sich christlich nennenden Politiker*innen in Bayern!
Liebe Bayern, Rotkäppchen ist und bleibt ein Märchen.