Chemnitzer Klimagespräch
Die präsentierte Unterlage befindet sich im Anhang dieses Artikels.
Chemnitz, 07.12.2021
Wir bedanken uns beim Physiker und 2-fachen Klimakonferenzteilnehmer Dr. Harry Lehmann für den Blick hinter die Kulissen der Klimapolitik.
Wie laufen Klimakonferenzen? Was ist bei der jüngst in Glasgow zu Ende gegangenen COP-26-Konferenz heraus gekommen?
Das ist unsere Mitschrift des Klimagesprächs mit Harry - wir einigten uns auf Vornamen und "Du" ;)
Klimaforschung und Klimakonferenzen
Wir schreiben die 1970er Jahre: Im Kontext seiner akademischen Laufbahn befasste sich Harry mit der Klimaberechnung, also der Vorhersage des künftigen Klimas.
Dabei wurde ihm die Dramatik einer heraufziehenden Klimakrise klar - er wandte sich der Frage zu, was man denn tun kann.
Unter anderem bei Greenpeace, später beim Umweltbundesamt, und heute im "Power-to-X Labor Lausitz" 1, wo an alternativen Kraftsoffen auf Basis grünen Wasserstoffs geforscht wird. Dieser soll dort eingesetzt werden, wo eine Elektrifizierung wie beim PKW nicht absehbar oder unmöglich ist.
Bereits 1981/1982 legte das Öko-Insititut ihre 1. Energiewendestudie 2 vor - schon damals war klar, dass Öl- und Atomkraft Sackgassen sind. Die Ölkrise Anfang der 1970er Jahre zeigte, dass Fahrverbote und eine Autobahn-Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 km/h "in ernsten Situationen" 3 umsetzbar sind.
1990 zur 2. Weltklimaklimakonferenz "WCC-2" in Genf einigten sich die Regierungen von 137 Ländern, gemeinsam das Klimaproblem zu lösen.
Diese internationalen Konferenzen begannen mit Grundfragen wie: "Worüber reden wir eigentlich?" Das Abkommen von Paris vom 12.12.2015 war ein Durchbruch, einigten sich doch 195 Länder der Welt einschließlich der größten "CO2-Sünder" auf eine Reduktion der Treibhausgasemissionen (THG) mit dem Ziel, dass die globale Erwärmung möglichst nicht stärker als 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau liegt.
Meilensteine bis dahin wie das Kyoto-Protokoll und dessen Nachfolgeregelungen, wo sich die Staaten ebenfalls auf verbindliche THG-Reduktionen einigten, endeten damit, dass am Schluss nur noch wenige Länder mit ca. 15% Anteil an den globalen THG-Emissionen dabei blieben.
Auf Klimakonferenzen kommen 3 große "Teilnehmerblöcke" zusammen: Die Regierungsdelegationen, wobei Deutschland mit ihren ca. 100 Personen längst nicht die größte ist. Länder aus dem globalen Süden, die am meisten unter der Klimakrise leiden, sind nicht selten mit nur 1 Person vertreten. Diese haben sich teilweise zusammengeschlossen, und sie werden durch NGOs, einen weiteren Block an Teilnehmern, unterstützt. Wirtschaftslobbyisten sind der 3. Block.
Glasgow
Zur Klimakonferenz "COP 26" in Glasgow wurden zwischen den Vertragsstaaten des Pariser Abkommens verbindliche Regeln zur THG-Reduktion ausgehandelt.
Das Regelbuch ist der größte Erfolg, denn es gibt das "Wie machen wir das" vor, worauf man sich in Paris geeinigt hatte. Regeln OHNE klimabuchhalterische Tricks wie das doppelte Anrechnen von Klimaschutzmaßnahmen.
Auch der vereinbarte Kohleausstieg, die zugesagten Finanzhilfen für die Klimaanpassung armer Staaten, die jährlichen Berichte zum Fortschritt der THG-Reduktion, die Vereinbarung zum Schutz der Wälder, zur Methanreduktion und die Abkommen zur Treibhausgasneutralität für Luft- und Schifffahrt sind keine unwichtigen Ergebnisse.
Die Transformation auf null Treibhausgasemissionen ist für alle Sektoren nötig:
- Energie
- Industrie
- Abfall
- Transport
- Heizung
- Landnutzung
- Landwirtschaft
Wo man selbst ganz schnell etwas tun kann, ohne im Komfort eingeschränkt zu werden:
Ökostromanbieter wählen!
Fazit
Frei nach Immanuel Kant: "Ich kann, wenn ich will, wenn ich muss."
Wir müssen - denn eine 4 bis 5 Grad heißere Welt, wie sie vor Jahren vorher gesagt wurde, wenn nichts getan wird, ist kaum noch bewohnbar.
Der Wille, etwas zu tun wird aber zusehends größer: Die Zusagen der Staaten zur THG-Reduktion in Glasgow ergeben eine 2,4 Grad heißere Welt.
Solch Fortschritt an Zusagen von 4 bis 5 Grad auf 2,4 Grad war in der Zeit vor dem Pariser Abkommen noch utopisch. Aber es reicht noch nicht für maximal 1,5°C Erwärmung.
Die Welt, und auch Deutschland, muss noch mehr wollen. Bis zur "COP 27" Ende 2022 im ägyptischen Sharm-el-Sheikh können die Staaten ihre nationalen Klimapläne (NDC, national determined contributions) überarbeiten. Dann werden wir sehen, ob es für die Einhaltung von "Paris" reicht.
Auch wenn das 1,5-Grad-Ziel zusehend unerreichbar zu werden scheint: Es ist keine Option, aufzugeben.
Vielleicht erreichen wir das 1,5-Grad-Ziel nicht ganz. 2 Grad wären viel schlechter, aber besser als die 2,4 Grad der momentanen internationalen Zusagen.
Wir müssen dafür kämpfen, das Schlimmste zu verhindern!
Quellen
1 https://www.z-u-g.org/aufgaben/ptx-lab-lausitz/
2 https://www.energiewende.de/fileadmin/user_upload/pdf/1982_Energiewende_Kurzfassung.pdf
3 Helmut Schmidt 1976 zu den Fahrverboten 1973: "Damit das deutsche Volk
begreifen sollte, was passiert war, haben wir damals diese autofreien
Sonntage auf der Autobahn verordnet. Nicht um Öl zu sparen, das war ein
Nebeneffekt. Der eigentliche Zweck dieser Übung war, den Menschen klar zu
machen: Dies ist eine ernste Situation." Siehe S. 4 in der Unterlage im Anhang dieses Blogartikels.
Pressemitteilung, herausgegeben am 23.11.2021
- Parents for Future und Greenpeace laden am 26.11.2021 zum Klimagespräch ein
- Thema: "Wie sinnvoll sind Klimakonferenzen? Was hat "Glasgow" gebracht?"
- Zu Gast ist der Physiker und zweimalige Klimakonferenzteilnehmer Dr. Harry Lehmann
Chemnitz, 26.11.2021
Die Klimakonferenz "COP 26" in Glasgow (26th conference of the parties, deutsch: 26.UN-Vertragsstaatenkonferenz oder einfach 26. Klimakonferenz) ist vor einigen Tagen zu Ende gegangen.
Warum gibt es diese Konferenzen überhaupt? Wie laufen sie ab, und welche Ergebnisse entstehen auf einer solchen Konferenz? Helfen sie, das Pariser Klimaziel zu erreichen, wonach sich die Erde um höchstens 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Temperaturniveau, das zwischen 1850 und 1900 herrschte, aufheizen darf?
Diese und andere Fragen wird uns Dr. Harry Lehmann beantworten. Er war viele Jahre für das Umweltbundesamt tätig und dort unter anderem mit ganzheitlichen Konzepten und Strategien zum integrierten Klima- und Ressourcenschutz befasst.
Wir freuen uns, dass Dr. Lehmann der Einladung von Greenpeace und Parents for Future zum "Chemnitzer Klimagespräch" gefolgt ist,
- das am 26.11.2021 um 20 Uhr beginnt und online stattfindet.
- Einlass ist ab 19:30.
- Wir bitten um Anmeldung unter chemnitz@parentsforfuture.de
- Zugangslink: https://lecture.senfcall.de/par-z5e-xcf-8px
Interessierte können sich vorab gerne belesen
- beim Wuppertal Institut - Mitherausgeberin der Club-of-Rome-Berichte - über die Ergebnisse der COP 26
- im Blogartikel "Was bedeutet Paris für Chemnitz?" der Parents for Future, beginnend bei der Entdeckung des Treibhauseffektes über die 1. Klimakonferenz 1979 bis zur Frage, was das Pariser Abkommen und dessen 1,5 Grad Ziel für Chemnitz bedeutet
Anhang: Die im Klimagespräch von Dr. Harry Lehmann präsentierte Unterlage