Klimanotstand hier - Chemnitz gießt

P4F Chemnitz
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Event date 20 May '20 14:00
Event location Chemnitz • DE, Chemnitz, Heinrich-Schütz-Str.: Stadion bis Terra Nova
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Klimanotstand hier - Chemnitz gießt

Chemnitz, 20.05.2020

+++ Pressemitteilung im Anhang dieses Artikels

Voraussichtlich wird das Jahr 2020 ein ebensolches Dürrejahr wie die letzten beiden.

Bausünden in Form von Betonwüsten verstärken die Wirkungen des menschengemachten Klimawandels im lokalen Mikroklima durch den Wärmeinseleffekt - es ist, als würden im heißen Sommer zusätzlich gewaltige Öfen eingeschaltet. Diese kann man bspw. am neuen Stadion Gellertstraße, am Terra-Nova-Campus und an der TU Chemnitz  besichtigen.

Genau dort kämpfen viele Bäume ums Überleben. Vor allem Jungbäume sind betroffen: Schon jetzt im Frühjahr 2020 sind die Kronen ohne Blätter.

Wir Parents for Future Chemnitz sagen dazu: "Hier ist der Chemnitzer Klimanotstand - gemacht aus Beton und dürren Jungbäumen". Jeder vor Trockenheit leidende Baum zeigt uns: "Hier steht der Klimanotstand direkt vor uns."

Die folgende Fotokollage illustriert das:

Kollage mit toten Chemnitzer Bäumen und einer städtischen Betonwüste vor der TU Chemnitz

Deshalb werden wir am 20.05.2020 vor Beginn der Stadtratssitzung ab 14:00 Uhr an der Heinrich-Schütz-Str. dürstende Stadtbäume gießen.

Motto: Klimanotstand hier - Chemnitz gießt.

Weshalb initiieren die Parents for Future Chemnitz diese Aktion?

Erstens möchten wir mit "Klimanotstand hier - Chemnitz gießt" die BürgerInnen einladen, sich bei der Stadt Chemnitz als Baumpatinnen bzw. Baumpaten zu melden, um leidende Bäume regelmäßig zu gießen, damit sie Dürre und heiße Sommer überstehen.

"Klimanotstand hier - Chemnitz gießt" ist also ein Prozess der bürgerschaftlichen Baumpflege, für den die Aktion am 20.05.2020 der Auftakt ist.

Das Grünflächenamt steht für interessierte Bürger jederzeit zur Verfügung:
Stadt Chemnitz
Friedensplatz 1
09111 Chemnitz
Tel: 0371 488-6701
gruenflaechenamt@stadt-chemnitz.de
https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/gruenes-chemnitz/baumpatenschaften_spenden/index.html

Die besonders leidenden Bäume haben wir in einer App kartiert - hier eine aktuelle Übersicht ihrer Standorte:
Standorte leidender Bäume in Chemnitz

Andererseits möchten wir mit "Klimanotstand hier - Chemnitz gießt" die Stadt symbolisch auffordern, endlich den Klimanotstand anzuerkennen - er ist ja an den Bäumen konkret sichtbar. Leider hat sie ihn am 05.02.2020 abgelehnt. Die Stadt sonnt sich selbstgefällig seit Jahren "man tue schon genug fürs Klima". In unserem Blogpost  http://parentsforfuture.de/de/node/2369 haben wir den klimapolitischen Chemnitzer Nachholebedarf aufgezeigt.

Für das Stadtgrün fordern wir von der Verwaltung:

  • Schaffen Sie die 2 geländegängigen Gießfahrzeuge an: Auch im Stadtwald kommen frisch gepflanzte Bäume nicht mehr ohne zusätzliches Gießen aus!  Vorhandene Multicars schafften es schon 2019 nicht mehr, alle Bäume in Not zu gießen und die Wassersäcke an den Jungbäumen zu versorgen. Wasser aus Feuerwehrfahrzeugen hat zu viel Druck.
  • Baumfällmortorium gesunder Bäume !
  • Sollten Sie dennoch gesunde Bäume fällen müssen, dann pflanzen Sie bitte die 4-fache Anzahl an Ersatzbäumen. Bisher pflanzen Sie - wenn überhaupt - nur 1 Ersatzbaum für 1 gefällten. Warum 4 Ersatzbäume für 1 gefällten gesunden?
    • Historisch gewachsene Biotope verstoffwechseln CO2 doppelt so effektiv wie erwachsen gewordene Neupflanzungen. Grund sind die symbiotischen, jahrzehntelang entstandenen Verflechtungen und Systeme im Erdboden.
    • Bis zu 50% der Ersatzpflanzungen sterben.
  • Kümmern Sie sich um Feuchtbiotope wie Teiche - das sind wichtige Rückzugsorte für Tiere, bspw. Lurche und Insekten. Sie sind zum Überleben darauf angewiesen. Allein im Zeisigwald sind im Heißsommer 2019 mindestens 3 Feuchtbiotope vertrocknet oder nahezu vertrocknet. Kartieren Sie Feuchtbiotope, setzen sie ein Monitoring ihres Zustandes auf, und beobachten Sie die Populationen der Tiere systematisch. Steuern Sie gegen, bevor Vertrocknungen und Populationsrückgänge stattfinden. Bauen Sie Meliorationsanlagen zurück, sodass trocken gelegte Flächen wieder zu Feuchtbiotopen werden können.
  • Lassen Sie Regenwasser, wo immer möglich, nicht in die Kanalisation ablaufen, sondern versickern Sie es im nahen Erdboden und befeuchten Sie damit Grünflächen in unmittelbarer Nähe.
  • Schonende Wiesenmahd statt ständig kurzgescherte Rasenflächen:
    • Lassen sie  Wiesen, wo immer möglich, wachsen, ohne alle paar Wochen maschinell zu mähen. Dies fördert Bodenfeuchte und städtische Artenvielfalt statt sie durch Rasenmäher zu zerstören, sind doch blütenreiche Wiesen ein Nahrungs-, Aufenthalts- und Rückzugsort für Insekten und andere Kleinsttiere.
    • Mähen Sie Wiesenflächen schonend mit der Sense, das als Heu verwendbar ist. Schnittgut von Rasenmähern ist als Heu für Tiere unbrauchbar.
    • Ermöglichen Sie Kleintierbesitzern, auf städtischen Wiesenflächen sich selbst ihr Heu mit der Sense zu schneiden.
  • Eimer, Schaufel, Besen statt Laubbläser bei der Wegereinigung: Ziehen Sie verbrennungsmotorbetriebene Laubbläser aus dem Verkehr. Damit ausgeführte Wegereinigungsarbeiten erzeugen nicht nur vermeidbares CO2, sondern auch verbranntes 2-Takt-Motorenöl. Geruchs-, Feinstaub- und Lärmbelästigung rechtfertigen nicht den Einsatz solcher Geräte - Wegereinigung geht umweltfreundlicher!
  • Beschäftigen Sie mehr Menschen in der städtischen Landschaftspflege.
  • Brechen Sie, wo immer möglich, vorhandene versiegelte Flächen auf und legen Sie dort grüne Inseln an.
  • Setzen Sie künftig eine klimagerechte Stadtplanung um, die sich bspw. durch minimierte Flächenversieglung, maximierte Grünflächen und soviel wie möglich Substanzerhalt statt Neubau auszeichnet.

Abschließend eine Bildkollage vor und nach einer maschinellen Rasenmahd im Frühjahr 2020 am Fuße des Chemnitzer Sonnenberges, wo das Leben bis 13.5. erblühte, und am 14.5. durch Maschineneinsatz vernichtet ward.

Blütenreiche Chemnitzer Wiese bis zum 13.5.2020, seit 14.5. durch Rasenmäher kurzgeschoren

 

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