Luisa Neubauer in Chemnitz
Chemnitz, 17.10.2023
Am 17.10.2023 ist Luisa Neubauer - das "Gesicht von Fridays for Future Deutschland" (zum Porträt) - zu Gast im Live-Talk "Chemnitzer Salon", der auch im Internet übertragen wird unter https://www.freiepresse.de/thema/livestream
Thema "Klimakrise: Sind wir bereit, die Welt zu retten?"
Das Talk-Format wurde von der Zeitung "Freie Presse" ins Leben gerufen und hat schon verschiedene prominente Gäste in die Kulturhauptstadt 2025 gelockt.
Personen, die sich bei der Freien Presse angemeldet haben, um dem Zwiegespräch im Publikum beizuwohnen, können ihre Fragen vorher einsenden. Live-Fragen aus dem Publikum werden nach Auskunft der Redaktion nicht zugelassen. Damit unsere Fragen nicht untergehen, veröffentlichen wir sie hier, auch für die Talk-Partner Luisa Neubauer und Torsten Kleditzsch.
"Klimakrise: Sind wir bereit, die Welt zu retten?"
Hier finden sich Fragen, und weiter unten Stellungnahmen zum Salon-Thema.
Fragen aus dem Klimabündnis Chemnitz:
- Thema: Klima- & Demokratieschutz
Frage von: Stefan Klix, Parents For Future Chemnitz
Zum Thema: Von der AfD wird Klimaschutz und Verfassung offen bekämpft. Und diese Partei könnte bei den Landtagswahlen im Osten 2024 stärkste Kraft werden. Die durch die Klimakrise bedrohten Lebensgrundlagen können nur beschützt werden, wenn die Menschen die demokratische Grundordnung gegen die Bedrohung von Rechts verteidigen. Ohne Demokratie kein Klimaschutz.
Meine Frage: Wenn sich Klimaaktivist*innen im Osten heute entscheiden müssten: Sollten sie lieber gegen Rechts statt für Klimaschutz auf die Straße gehen?
- Thema: Menschen für Klimaneutralität gewinnen
Frage von: Students For Future Chemnitz
Meine Frage: Ist es noch möglich, alle Menschen davon zu überzeugen, dass der Weg zur Klimaneutralität wichtig und erstrebenswert ist? Oder müssen wir mit der Erkenntnis leben, dass einige Personen ambitionierte Klimapolitik immer bekämpfen werden?
- Thema: Wege zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels
Frage von: Daniel S.
Zum Thema: Zum Erreichen des 1,5°-Zieles gibt es aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten: Entweder kommt der Umschwung von der Bevölkerung selbst durch umweltbewusstes Handeln. Oder die Regierung setzt die Eckpfeiler, sodass das 1,5°-Ziel eingehalten wird.
Meine Frage: Lieber weniger drastische Maßnahmen auf die Agenda setzen, die dafür auch von der Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen werden? Damit verfehlt man das 1,5°-Ziel, kann aber trotzdem verschiedene Dinge umsetzen.
Oder lieber konsequente Klimapolitik mit der Gefahr, am Ende abgewählt zu werden, sodass man den Weg nicht zu Ende gehen kann?
Hintergrund: Wir als Leute, die sich für den Klimaschutz einsetzen, gehen auch in diese zwei Richtungen: Einerseits fordern wir die Leute auf, z.B. weniger Fleisch zu essen oder mehr Fahrrad zu fahren, andererseits fordern wir von der Politik, die Regeln festzusetzen. Welchen der beiden Wege empfinden Sie als wichtiger? Gibt es da ein wichtiger oder ist eine hybride Herangehensweise genau richtig?
Was würden Sie der Politik raten? Auf die Erde Rücksicht nehmen hat meines Erachtens auch etwas mit Verzicht der Menschen zu tun. Ein Verzicht auf Dinge, die den Menschen eigentlich nicht zustehen, weil sie damit die Erde kaputt machen. Als plakatives Beispiel nehme ich den Wochenend-Ballermann-Urlaub auf Malle mit einem viel zu günstigen Preis für Hin- & Rückflug. Oder ein Inlandsflug, weil Bahn-Fahren zu anstrengend ist. Der Großteil der Leute wählt aber nicht eine Partei, bei der sie verzichten müssen. Sie wählen lieber die Partei, unter der es ihnen am besten geht. Bei einer konsequenten Klimapolitik - die ich natürlich unterstütze, weil mir der Erhalt unserer Erde auch sehr am Herzen liegt - wählen die Leute andere Parteien und der Klimaschutz kommt nicht zum Zug, so zumindest meine Befürchtung.
- Thema: Das von dir ausgeschlagene Angebot von Siemens, dort einen hohen Posten zu bekleiden
Frage von Uwe, Parents for Future
Meine Frage: Wie hast du dich in dem Moment gefühlt, als du völlig unerwartet das Angebot von Siemens bekamst? Was würdest du anderen klimaaktivistischen Menschen raten, wenn ihnen Aufstiegschancen in "Nachhaltigkeitspositionen" angeboten werden und sie abwägen müssten: "Mach' ich?" oder "Lass ich die Finger von?"
- Thema: Ländliche Mobilität stärken
Frage von: Flora Zweig
Meine Frage: Wie kann die Verkehrsinfrastruktur v.a. im ländlichen Raum bspw. über private Personenmitnahme, finanziert über Klimafonds oder EU-Fördermittel unbürokratisch und kurzfristig gestärkt werden, wenn noch nicht einmal das Deutschlandticket finanziert werden kann?
Hintergrund/ Ergänzung: Vielleicht doch weniger Krieg und mehr Klimaschadenbegrenzung? Vielleicht mehr Kommune und Basisdemokratie als konservativer Rechtsruck in den Parlamenten?
- Thema: ...
Frage von: Name, Gruppe/ Initiative
Zum Thema: Erläuterung ...
Meine Frage: ...
Stellungnahmen aus dem Klimabündnis
Von Leni und Eugene, Jugendfilmjury "Perspektiven"
- Menschenrechte? Ist das noch gerecht?
Wir als Gemeinschaft haben auch eine Verantwortung zu erfüllen. Nur weil wir aktuell noch nicht so schlimm betroffen sind wie andere Länder, häufig ärmere, heißt das nicht das wir nichts tun müssen. Auch wir merken immer mehr Veränderungen. Seien es die Temperaturen und Wetterphänome, wie sie bei uns nicht gewöhnlich sind. Aber wir haben eine strukturierte Demokratie, in der wir Veränderung verwirklichen können!
Parents for Future Chemnitz zum Salon-Thema
- Welt und Klima "retten"?
Weder Klima noch Welt brauchen gerettet werden: Die Menschheit muss sich selbst, sowie Erde und Biosphäre vor ihrer eigenen Rücksichtslosigkeit schützen. Und lernen, wieder innerhalb der Planetaren Grenzen zu leben.3
Und wir müssen die Demokratie retten: Faschisten und ihre Steigbügelhalter haben - wie vor 90 bis 100 Jahren - mit deren Demontage begonnen4. Außerdem halten unsere Versorgungs- und Infrastrukturen den immer extremeren und häufigeren Klimakatastrophen immer weniger stand.
- Sind wir bereit?
Im Kleinen: Sehr oft "Ja". Im Großen: "Nein". In Summe reicht es nicht. Und: Die Klimakrise verschärft sich beängstigend - schon 2023 überschreiten wir die Erderwärmung von 1,5 Grad1, die erst im Jahr 2100 - also in 77 Jahren - erreicht und auf Dauer nicht überschritten werden soll.
Wir sitzen auf der sinkenden Titanic, während Politik und Publikum im Salon die Speisekarte diskutieren.
- Rettungsplan ?!
1. Klar machen, was auf dem Spiel steht, wenn uns Klimakatastrophen und Faschismus besiegen: Verlust der Demokratie. Verlust des guten Lebens in Würde. Jeder*r sollte anhand der Menschenrechte 2 durchdeklinieren, was es persönlich bedeutete, sie zu verlieren.
2. Viel größere und sinnvollere Schritte zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen.
3. Dem faschistischen Rollback entgegentreten.
4. Erfolgsgeschichten der "Weltrettung" in der öffentlichen Debatte thematisieren und verstärken (bspw. die Rettung der Ozonschicht - aber unspektakuläre Erfolge sichtbar zu machen ist auch wichtig)
5. Bestehende solidarische Strukturen vernetzen und stärken, um im Kleinen und im Praktischen natürliche Lebensgrundlagen zu schützen und Klimakatastrophen zu überstehen.
Quellen
Foto von Luisa: Wikipedia
1 https://berkeleyearth.org/september-2023-temperature-update/
2 https://unric.org/de/allgemeine-erklaerung-menschenrechte/
4 https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahlen_in_Deutschland#Ergebnisse_1919_bis_1933
Erich Kästner sinngemäß: "1928 hätte man es bekämpfen müssen, später war es zu spät"