Corona und Klima

Vera S.
Vera S. • 21 April 2020

Pressemitteilung vom 20.04.2020

Corona und Klima – Krisenbewältigung duldet keinen Aufschub

Parents for Future Germany fordern Weichenstellung für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft

Die Größenordnung und Reichweite der deutschlandweiten Anstrengungen zur Bewältigung der Coronakrise zeigen in diesen Tagen deutlich, was alles möglich ist und gesellschaftlich mitgetragen wird, wenn Regierung und Bürger*innen dem Ernst einer Krise Rechnung tragen.

Parents for Future Germany begrüßen dieses entschlossene, dem Gemeinwohl dienende Handelnangesichts der Pandemie und unterstützen die getroffenen Maßnahmen. Unsere Solidarität gilt all den Menschen, die besonders unter COVID-19 leiden, extrem gefordert sind, erkrankte Angehörige haben oder um einen lieben Menschen trauern.

Parallel zur Coronakrise sind wir aber weiterhin global mit der ebenfalls existenzbedrohenden Klimakrise konfrontiert. Ebenso ernsthaft und konsequent müssen wir daher jetzt – parallel zur Eindämmung der Pandemie – bei der Planung von Wirtschaftshilfen, bei politischen und gesellschaftlichen Weichenstellungen auf das hören und das umsetzen, was die Wissenschaft zur Klimakrise seit langem und aktuell immer dringlicher fordert.

 

Unsere Gesellschaft steht an einem Wendepunkt.

Eine Transformation muss jetzt stattfinden.

Wir alle haben unsere Lebensverhältnisse in kurzer Zeit massiv verändert. Die Coronakrise wird beherrschbar, weil wir mit Einsicht und aus Respekt vor den Konsequenzen handeln und auf wissenschaftliche Berechnungen, Methoden und den Rat der Fachleute vertrauen. Es zeigt sich, dass Entschlossenheit und Entscheidungsstärke zur Abwendung einer erwiesenen Bedrohung nicht nur möglich sind, sondern auch auf breite Zustimmung in der Bevölkerung treffen.

 

Beim Klimaschutz hat Deutschland trotz klarer wissenschaftlicher Faktenlage die entsprechend notwendige Entschlossenheit und Entscheidungsstärke bisher vermissen lassen.

Die völlig unterschiedliche Intensität in der Antwort auf zwei gleichzeitig eskalierende, globale Krisen erfüllt Parents for Future Germany – wie Wissenschaftler*innen, Klima-, Umwelt- und zivilgesellschaftliche Gruppen und Organisationen – mit Unverständnis und Besorgnis.

 

Parents for Future Germany fordern daher mit Blick auf die Verantwortung für ihre Kinder, Enkelkinder und folgende Generationen von der Bundesregierung bei der Bewältigung der zweiten, zeitgleich eskalierenden, globalen Krise ein ebenso konsequentes Handeln, um existentiellen Schaden von den Bürger*innen und der Weltgemeinschaft abzuhalten.

Eine weitere Verzögerung effektiver Klimaschutzmaßnahmen oder gar die Aussetzung des bisher Erreichten wäre weder wissenschaftlich noch ethisch begründbar und allenfalls kurzfristig politisch und wirtschaftlich motiviert – zulasten unser aller Zukunft.

Unsere Forderung nach klimagerechten Weichenstellungen bei aktuellen und kommenden politischen Entscheidungen und der Bereitstellung enormer Steuergelder gilt umso mehr, als die zur Krisenbewältigung erforderlichen Eingriffe in die Wirtschaftsabläufe und die persönlichen Freiheiten der Bürger*innen im Vergleich zu den aktuellen Pandemie-Maßnahmen deutlich geringer ausfallen können, wenn wir JETZT endlich die notwendigen Entscheidungen fällen. Andernfalls werden wir zwangsläufig mit weitaus drastischeren Maßnahmen und Realitäten konfrontiert werden, da durch die Erreichung von Kipp-Punkten beim Klimawandel eine Umkehr nicht mehr möglich sein wird.

Bei diesen notwendigen Eingriffen zur Klimakrisenbewältigung geht es um langfristige Chancen: Um Transformation, Innovationen und neue Arbeitsplätze, eine lebenswerte Umwelt, eine solidarische Landwirtschaft, es geht um Tierwohl und Ressourcenschonung – nicht aber um Kontaktverbote, drohenden Kollaps in Gesundheitssystemen, Läden- und Betriebsschließungen.

Und während zur Bekämpfung des Coronavirus noch nicht absehbar ist, wann welche Impfung, Medikation oder Therapie vorliegen wird, sind die Stellschrauben zur Eindämmung der Klimakrise längst bekannt und verfügbar, weil bereits lange wissenschaftlich fundiert.

 

Es gilt, die enormen finanziellen Mittel, die gerade bereitgestellt werden, jetzt in die richtigen, zukunfts- und klimagerechten Bahnen zu lenken, eine klare und deutliche Antwort auf die Klimakrise zu formulieren und klimaschädliches Verhalten und Wirtschaften wirksam einzudämmen, um die Begrenzung der Erderwärmung auf max. 1,5 °C zu erreichen.

Dies muss unter Beachtung einer gerechten Verteilung der daraus entstehenden Lasten geschehen.

 

Dazu bedarf es unserer Überzeugung nach:

 

  •  der Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes mit verbindlichem CO2-Minderungspfad zur Erfüllung des max. 1,5 ° Grad-Zieles entsprechend den Prinzipien des Pariser Übereinkommens sowie regelmäßiger Berichte und Kontrollen der Zielerreichung
  •  der Förderung Erneuerbarer Energien – dazu aktuell insbesondere der Streichung des sog. „Photovoltaikdeckels“ und der sog. „Abstandsregel für Windkraftanlagen“ – und einer 100%-Abdeckung mit Erneuerbaren Energien bis 2035.
  •  der Streichung der Subventionen für die fossile Energiewirtschaft und des schrittweisen, sofortigen Ausstiegs aus der Kohleverstromung bis spätestens 2030  
  •  der Verteilung der wirtschaftlichen Lasten von Treibhausgasemissionen nach dem Verursacherprinzip (z.B. in Deutschland durch eine CO2-Abgabe von bis zu 180 €/Tonne, die als Umlage Gering-Emissionäre begünstigt)
  •  einer gerechten globalen Verteilung der wirtschaftlichen Lasten, wie sie im Pariser Übereinkommen formuliert ist
  •  einer sozialen Grundsicherung der Menschen in Deutschland, die es ihnen ermöglicht, ein klimaneutrales Leben zu führen (z.B. im Sinne der Gemeinwohlökonomie)
  •  einer Verkehrswende, die den Wandel von der Fokussierung auf den motorisierten Individualverkehr hin zu einem Land und Stadt umfassenden öffentlichen, klimaneutralen Verkehrskonzept vollzieht
  •  einer Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme und einer regenerativen Land- und Forstwirtschaft
  •  einer Stärkung lokaler und kreislauffähiger Wirtschaft, die die Risiken globaler Warenströme verringert (u.a. nationale Rohstoffstrategie, die Verschwendung verhindert, sowie ein Lieferkettengesetz).  

 

Wir können folgendes erreichen:  

 

  •  eine weit weniger krisenanfällige und klimaneutrale Wirtschaft mit einer Vielzahl von neuen, sicheren Arbeitsplätzen in den Bereichen Erneuerbare Energien, öffentlicher Verkehr, regionale Produktion und nachhaltige Landwirtschaft.
  •  eine Gesellschaft, in der Solidarität, Menschenrechte und globale Klimagerechtigkeit zu Prinzipien geworden sind und in der niemand zurückgelassen wird oder ertrinken muss
  • eine Welt, in der Mensch und Natur sich auf allen Kontinenten entfalten können
  •  eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder, Enkelkinder und zukünftige Generationen.

 

Ein ambitionierter Klimaschutz ist zudem mitentscheidend dafür, weitere Pandemien zu verhindern, wie aktuell auch Bundesministerin Schulze ausgeführt hat.

 

Parents for Future Germany fordern daher von der deutschen Bundesregierung, den Landesregierungen und den kommunalen Entscheidungsträger*innen, jetzt mutig und mit Weitblick die finanziellen und politischen Rahmenbedingungen für eine klimaneutrale und -gerechte Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen.

 

Parents for Future Germany plädieren dafür, die jetzt und in Zukunft freigegebenen finanziellen Mittel und Infrastrukturhilfen nicht bedingungslos an Wirtschaftsunternehmen zu vergeben und nicht auf Absichtserklärungen und Selbstverpflichtungen von Unternehmen zu vertrauen. Die Vergabe dieser Mittel und Vergünstigungen müssen an klare Regeln zur Verbesserung des Klimaschutzes gebunden werden, die überprüfbar und – bei Nichterfüllung – sanktionierbar sind.

 

Wir haben jetzt eine große historische Chance, die nicht ungenutzt bleiben darf.

So, wie wir alle zusammen die Coronakrise in den Griff bekommen werden, gilt es, jetzt klimagerecht zu handeln und auch die Klimakrise zu bewältigen.

 

Wir Parents for Future Germany werden uns dafür zusammen mit der weltweiten Klimagerechtigkeitsbewegung weiter mit großem Engagement einsetzen.

 

Wir bauen jetzt auf dem auf, was wir Parents innerhalb eines Jahres seit unserer Gründung erreicht haben – an Bewusstsein, Engagement, Veränderungswillen, Respekt vor der Zukunft von Mensch und Natur.

 

Wir lassen nicht locker, bis die Vernunft und die großen Kräfte zur Veränderung, die unsere Gesellschaft jetzt gezeigt hat, auch gegen die Klimakrise und für die Chance auf eine lebenswerte, gute Zukunft zum Einsatz kommen.

Wir rufen aus diesem Grunde zusammen mit Fridays for Future zum – angesichts der derzeitigen Corona-Schutzmaßnahmen digitalen – globalen #NetzstreikFürsKlima am 24.4.2020 auf.

 

 

Parents for Future Germany  

Claudia Prange

Tel.: +49 152 2718 4343

Mail: presse@parentsforfuture.de

www.parentsforfuture.de

 

                                     

Quellen:  

 

 

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