Chemnitzer Klimawunschzettel #2: Auswertung
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Chemnitz, 08.01.2020|https://chemnitz.parentsforfuture.de/| chemnitz@parentsforfuture.de
Parents for Future haben am 20.12.2019 in der Chemnitzer Fußgängerzone Passanten nach ihren Erwartungen befragt, was sie sich von Land und Kommune vor dem Hintergrund der Erdsystemkrise wünschen. Insgesamt haben 146 Bürger an der Befragung teilgenommen. In diesem Blogartikel wird das Ergebnis eingeordnet. Wichtig ist, auch die einzelnen Antworten anzusehen, aufgelistet im Blogbeitrag Chemnitzer Nachhaltigkeitswünsche #1: Die Stimmen der Befragten.
Die Erdsystemkrise lässt die Bürger in Chemnitz und Umgebung nicht kalt: Wir „Parents for Future“ der Ortsgruppe Chemnitz, also „Menschen der Eltern- und Großelterngeneration für die Zukunft“ spüren es in Diskussionen ebenso wie Kinder und Jugendliche, die sich in der Chemnitzer Fridays-for-Future-Bewegung engagieren. Kommt man tiefer ins Gespräch sind nicht wenige überrascht und froh auf Menschen zu treffen, mit denen man die Sorge um Mutter Erde teilen kann. Parents for Future und Omas for Future befragten Passanten in sächsischen Fußgängerzonen nach ihren „Klimawünschen“, um diese Bürgermeistern, Stadträten und dem Ministerpräsidenten zu übergeben. Die Politik soll den Bürgern die Wahrheit über die Erdsystemkrise sagen und helfen, sie zu begrenzen.
Folgende bildliche Eindrücke zeigen den von Parents for Future gestalteten Chemnitzer Ort der Befragung: gemalte, brennende Christbäume auf dem Fußweg waren ebenso zu sehen wie die Klimawunschzettel der Bürger an der Wäscheleine.
Das Diagramm veranschaulicht die Wünsche von Menschen aus Chemnitz und Umgebung:
Überragende Bedeutung mit über 50% der Antworten haben für die Befragten,
- dass sich die Angebote des öffentlichen Personenverkehrs deutlich verbessern: das umfasst z.B. ein breites Spektrum an Wünschen von Taktzeitgestaltung bis Fernbahnanbindung,
- dass sich Entscheider in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine „klimagerechte Haltung“ aneignen und die Erkenntnisse der Wissenschaft zur Erdsystemkrise nicht länger ignorieren,
- eine verbesserte Rad- und Fußwegeinfrastruktur, z.B. Radwege in ländlichen Stadtbereichen,
- dass Müll und speziell Plastik vermieden werden mit Wiederaufarbeitung statt Verbrennung,
- nachhaltige Produkte und Wirtschaftsweisen zu fördern, z.B. fairer regionaler Handel, nachhaltiger Transport und Beschaffung mit öffentlichem Dienst als Vorreiter,
- dass die Klimapolitik sozial ausgewogen und transparent ist: die Lasten dürfen nicht nur „kleine Leute“ tragen, der ländliche Raum darf nicht vergessen werden.
Ebenfalls bedeutend sind mit mehr als einem Viertel der Antworten: den Autoverkehr regulieren, z.B. mit Hilfe von Tempolimits, die Kraft von Wind und Sonne besser nutzen, Baum-, Forst- und Grünflächen erhalten und ausbauen, aus der Kohle aussteigen, umweltschädliches Verhalten regulieren, sowie nachhaltige Landwirtschaft, Tierwohlsicherung und fleischsparende Ernährung.
Bemerkenswert ist, dass Energiesparen kaum gefordert wird, obwohl die schnelle und drastische Verringerung des globalen Energie- und Ressourcenverbrauchs wichtige Schlüssel zur Eindämmung der Erdsystemkrise sind. Wasserstofftechnologie, Brennstoffzellen, synthetische Brennstoffe und Elektromobilität wurden wenig genannt - Chemnitz ist hier ein führender Technologiestandort.
Unterschätzt wird der irdische Süßwasserhaushalt - entscheidend für funktionierende Gesellschaften. Auch Sachsen ist betroffen: Verschärfend wirken nicht nur Winterdürren, sondern dass zur Kühlung der Kohlemeiler unsere Trinkwassertalsperren teilweise abgelassen werden, wenn Flüsse zu wenig Wasser führen. Das Kohlekraftwerk Lippendorf hat einen Wasserverbrauch wie Leipzig.
Katastrophenvorsorge wurde nicht genannt trotz der extremwetterbedingten Feuerkatastrophen wie in Australien, Russland, der Arktis und den brandenburgischen Wäldern.
Dass jeder selbst etwas tun kann wurde von lediglich einer Person gefordert.
„Klimakritische“ Stimmen wie „CO2-Hysterie“, „astronomische Klimawandelursachen“ sind Hinweise, erdsystembezogene Bildung zu fördern. Eine Person lehnte “Kohleausstieg“ wegen der dafür nötigen unsicheren Gasimporte ab, was aber mit einer „Multilieferantenstrategie“ abgefedert werden kann.
Fazit
Für die Erdsystem- und Klimaforschung sind notwendige Maßnahmen seit Jahrzehnten klar - ebenso lang wird nicht gehandelt.
Veränderung fängt im Kopf an: Für einen gerechten Beitrag von Chemnitz und Sachsen bei der Eindämmung der Erdsystemkrise bedarf es auf allen Ebenen klimapolitischer Bildung.
Aus Bürgersicht sind nachhaltige Maßnahmen der Stadt nötig hinsichtlich des öffentlichen Personenverkehrs, des Ausbaus von Fuß- und Radwegen, der Müllvermeidung und Wiederaufarbeitung, der Regulierung des Autoverkehrs und des Ausbaus von Baum- und Grünflächen. Keinesfalls vergessen werden darf der Königsweg – das Einsparen von Energie und Ressourcen, sowie der Süßwasserhaushalt und die Katastrophenvorsorge.