P4F_Ulm Rede Wald statt Asphalt von Julia Gann - Ulm

Rede "Wald statt Asphalt" von Julia Gann von Young and Queer Ulm e.V. und Extinction Rebellion Ulm zur Mahnwache am 25.11.20 am Münsterplatz.

"Hallo, ich bin Julia von Young and Queer Ulm. Young and Queer kann heute leider nicht vor Ort dabei sein, dennoch möchten auch wir uns mit den Aktivist*innen im Dannenröder Forst solidarisch erklären. Umwelt- und Queeraktivismus sind nicht unbedingt getrennte Bereiche und wir von Young & Queer setzen uns dementsprechend auch für Umweltthemen ein, besonders im Angesicht der immer weiter voranschreitenden globalen Klimakrise. Diese sorgt bereits jetzt für spürbar mehr Naturkatastrophen, zwingt Menschen zur Flucht und sorgt für ein stark beschleunigtes Artensterben. Dass uns nur noch wenig Zeit bleibt und wir jetzt sofort radikale Maßnahmen ergreifen müssen, um die Klimakrise zu stoppen, sollte auch den meisten Politiker*innen klar sein. Warum eine schwarz-grüne Regierung dieses Projekt genehmigt hat, und damit nicht nur zulässt, dass 100 Hektar Wald zerstört werden, sondern auch die dringend nötige Verkehrswende nur weiter aufhält und verlangsamt, ist für uns unverständlich. Der Erhalt des Dannenröder Forsts ist in Zeiten der Klimakrise nicht nur für die Menschen vor Ort wichtig, deren Trinkwasserversorgung durch die Autobahn gefährdet wird, oder für die vielen Tiere und Pflanzen, denen er einen Lebensraum bietet, sondern für uns alle. Denn die Klimakrise wird uns alle treffen. Wenn wir den Schaden noch begrenzen wollen und das in Gang setzen unaufhaltbarer Rückkopplungseffekte vermeiden wollen, müssen wir jetzt sofort ernsthafte Maßnahmen ergreifen, um unsere Treibhausgas-emissionen zu reduzieren. Eine neue Autobahn zu bauen, obwohl dies erwiesenermaßen dazu führt, dass mehr Auto gefahren wird und es mehr Verkehr gibt, ist das genaue Gegenteil davon. Vor zwei Monaten war ich selbst im Dannenröder Forst, und auch wenn ich nur für sehr kurze Zeit dort sein konnte, hat es viel in mir ausgelöst. Zum einen Begeisterung darüber, wie viele Menschen dort waren, um sich für den Erhalt des Dannenröder Forsts einzusetzen. Ob beim Waldspaziergang, auf der Mahnwache vor dem Wald oder im Wald selbst. Bewunderung und Dankbarkeit für all die Aktivist*innen, die sich seit Jahren für den Dannenröder Forst einsetzen und seit über einem Jahr einen Teil davon besetzen und so bereits einmal eine Rodung verhindern konnten. Auch vor zwei Monaten rechneten bereits alle damit, dass die Räumung jederzeit beginnen könnte. So empfand ich auch viel Traurigkeit und Wut beim Anblick der ganzen Bäume, die bereits für die Rodung markiert waren. Vor allem aber hat es mich berührt, was für einen Ort die Aktivist*innen im Dannenröder Forst geschaffen hatten. Überall wurde deutlich, dass Menschen hier solidarisch miteinander leben und sich Mühe geben, einen rücksichtsvollen, diskriminierungsarmen und inklusiven Raum zu schaffen, im dem sich jeder wohl fühlen kann. Es gab klar gekennzeichnete Rückzugsorte für weibliche und queere Personen, und Pinnwände mit Informationen und Anregungen um Themen wie Sexismus, Rassismus und andere Diskriminierungsformen, die in unserer jetzigen Gesellschaft immer noch sehr präsent sind, zu reflektieren. Dadurch wurde für mich noch einmal deutlicher, wie wichtig es ist, den Kampf gegen die Ausbeutung der Natur mit anderen Kämpfen für soziale Gerechtigkeit zusammen zu denken. In unserem aktuellen patriarchalen, kapitalistischen Wirtschaftssystem werden nicht nur die natürlichen Ressourcen unserer Erde ausgebeutet, sondern auch Menschen, besonders im globalen Süden und marginalisierte Gruppen. Um diese Ausbeutung und damit auch die Klimakrise zu stoppen, brauchen wir deshalb einen Systemwandel und Solidarität. Viele queere Menschen erfahren in unserer Gesellschaft Diskriminierung und Ausgrenzung. Das Hinterfragen von gesellschaftlichen heteronormativen und auch kapitalistischen Normen ist für viele von uns deshalb nichts neues. Und es sind die gleichen Normen, die gleiche Idee von Dominanz gegenüber anderen Menschen und der Natur, die auch zur Ausbeutung und Zerstörung eben dieser führen. Wie die Aktivist*innen im Dannenröder Forst wollen wir uns deshalb für eine Abschaffung dieser ausgrenzenden und ausbeuterischen Normen in unserer Gesellschaft und unserem Wirtschaftssystem einsetzen. Dabei ist der Kampf um den Erhalt des Dannenröder Forsts sehr wichtig, da dieses Projekt deutlich zeigt, dass unser aktuelles System oft Entscheidungen hervorbringt, die nicht für den Erhalt unserer Lebensgrundlage am besten wären, sondern für die wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen wie der Automobilindustrie.

Das muss sich ändern!

Solidarität mit Aktivist*innen im Dannenröder Forst und überall!"